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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Sein Kampf galt dem Recht

■ betr.: „Berliner Alltag vor Gericht“, taz vom 31. 5. 2011

Es hat mich gefreut, in Ihrem Artikel den Namen Hans Litten, des Anwalts der Nebenkläger im „Eden-Prozess“ vom Januar 1931 wegen des Angriffs eines SA-Kommandos auf das von linken Arbeitern besuchte Tanzlokal Eden zu lesen.

Es tut gut, wenn die taz zeitgemäße Helden sucht und findet und auch Helden aus der Vergangenheit wertschätzt und nicht in Vergessenheit geraten lässt.

Hans Litten war ein Held! Er wurde 1903 in Königsberg geboren und arbeitete in Berlin ab 1928 in dem Anwaltsbüro von Dr. Ludwig Barbasch. In den politischen Prozessen wie dem Eden-, dem Röntgenstraßen- und dem Felseneckprozess in den Jahren 1928 bis 1932 machte sich Litten Polizei, SA und Hitler zu Feinden, weil er die Hintergründe von Überfällen auf Demonstranten und Arbeiter aufklären wollte. Er wusste, dass es im Gesetz genügend Freiraum gab, um angeklagte Arbeiter verteidigen zu können. Die Richter waren dem Gesetz verpflichtet, und Litten wollte sie dazu zwingen, sich daran zu halten und danach zu handeln. Sein Kampf galt dem Recht, ohne das sich ein Staat selbst aufgibt.

In der bürgerlich-liberalen Presse fand er viel Sympathie für seine Aktionen: Anzeige gegen den Berliner Polizeipräsidenten Zörgiebel wegen Anstiftung zum Mord in 33 Fällen am 1. Mai 1929; Vernehmung Hitlers als Zeuge am 8. Mai 1931 im Eden-Prozess. Dabei gelang es Hans Litten, Hitler immer wieder in die Enge zu treiben, und von dem staatsmännischen Auftreten, mit dem dieser sich hatte darstellen wollen, blieb nichts übrig. Litten berichtete, Hitler habe geschrien „wie eine hysterische Köchin“.

Es half ihm nichts, Hitler musste an diesem Nachmittag vier Eide schwören, die das Gericht – wenn es nur gewollt hätte – als Meineide hätte entlarven können. Diese Momente, mit Hitler fertig zu werden, wurden nicht genutzt. Heute weiß man, wie er von der Großindustrie und einer reaktionären Richterschaft unterstützt worden war.

Für die Demütigung, die Hitler an diesem 8. Mai 1931 hatte hinnehmen müssen, hat er sich nach seiner Machtergreifung mit allen Mitteln gerächt. Litten und Barbasch wurden am 28. Februar 1933, in der Nacht des Reichstagsbrandes, verhaftet.

Litten durchlief ein Martyrium durch verschiedene Zuchthäuser und Konzentrationslager. Hitlers Worte: „Jeder, der noch einmal den Namen Litten in meiner Gegenwart in den Mund nimmt, kommt selber ins KZ“, machten seine Gnadenlosigkeit deutlich. Am 8. Februar 1938 erhängte sich Litten in Dachau nach fünf Jahren grausamster Misshandlungen.

In Berlin-Mitte gibt es ihm zu Ehren eine Hans-Litten-Straße.

Die Namensnennung in Ihrem Artikel ist ein weiterer kleiner Stein zu seinem Gedenken. HANNELORE LAUFFER, Berlin

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■ betr.: „Linke streiten über Anschlag auf S-Bahn“, taz vom 25. 5. 11

In Konrad Litschkos Artikel über den Brandanschlag auf die Berliner S-Bahn wird „ein Aktivist von Castor Schottern“ folgendermaßen zitiert: „Hier wurde nicht die Struktur des politischen Gegners getroffen, sondern die Masse der normalen Bevölkerung.“ Außerdem sei die Aktion „schwer vermittelbar“.

Diese Aussagen geben nicht die Position von „Castor? Schottern!“ wieder. Der namentlich nicht genannte „Aktivist“ spricht nicht für das Bündnis. Grundsätzlich kommentiert das Bündnis „Castor? Schottern!“ keine Aktionen anderer, erklärt sich aber ausdrücklich mit allen Teilen der Anti-Atom-Bewegung solidarisch. BÜNDNIS CASTOR SCHOTTERN