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Archiv-Artikel

Deutsche wollen Klimaschutz, der sie persönlich nichts kostet

UMFRAGE Deutsche bekennen sich zu mehr Umweltschutz, handeln aber häufig trotzdem nicht entsprechend

BERLIN taz | Deutsche sind zunehmend bereit, zum Natur- und Umweltschutz beizutragen, wollen aber selten mehr dafür bezahlen. Das geht aus einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) hervor. In einer repräsentativen Umfrage unter 2008 Personen hatten die Autoren im Frühjahr das Umweltbewusstsein in Deutschland untersucht.

Umweltfreundliches Verhalten wird nicht mehr als bloßer Verzicht begriffen, heißt es in der Studie. Vielmehr sehen die Befragten auch persönliche Vorteile, wie etwa finanzielle Einsparungen oder positive Auswirkungen auf die Gesundheit.

Gut zwei Drittel der Befragten sehen eine Chance, selbst zum Umweltschutz beizutragen: etwa durch umweltfreundlichen Konsum oder weniger Flugreisen. Dabei sind die Deutschen aber inkonsequent. Zwar kaufen 65 Prozent energieeffiziente Geräte, aber nur acht Prozent beziehen Ökostrom und lediglich drei Prozent leisten Ausgleichszahlungen für selbst verursachten Klimagase.

Großes Handlungspotenzial sehen die Autoren im alltäglichen Konsumverhalten. Zwei Drittel der Befragten kaufen nach eigener Aussage bereits gezielt umweltschonende Produkte. 64 Prozent der Befragten geben an, dass eine entsprechende Kennzeichnung ihre Kaufentscheidung beeinflussen würde. Einen Aufpreis für klimaverträglichere Produkte würde aber nur knapp die Hälfte in Kauf nehmen. Zudem dürfe er nicht mehr als zehn Prozent des Normalpreises ausmachen.

Mit dem klimapolitischen Engagement der Politik, speziell der Bundesregierung, sind immer mehr Menschen unzufrieden. Fast zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass der Staat mehr für den Umweltschutz tun solle. Neben dem Ruf nach strengeren Gesetzen wird auch die Forderung laut, Investitionen staatlich zu fördern, die zu Energieeinsparungen in Wohnhäusern beitragen können.

Auch eine Umweltentlastung im Straßenverkehr finden weite Teile der Bevölkerung wichtig. Doch konkrete Maßnahmen stoßen nicht immer auf breite Akzeptanz. So werden zwar der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und die Einführung von Tempolimits größtenteils befürwortet; einer City-Maut stehen aber knapp 80 Prozent skeptisch gegenüber.

Trotz dieser Widersprüche sieht UBA-Präsident Jochen Flasbarth Ansatzpunkte für gesetzliche Vorschriften. „Die Studie zeigt, wo der Staat angreifen kann.“ Anna Wieder