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Archiv-Artikel

Der kranke Atommüllmann

Seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet Eckbert Duranowitsch nicht mehr im Atommülllager Asse. Doch der 46-jährige Maschinenschlosser und Bautechniker ist fest überzeugt, dass die drei Jahre im Bergwerk bei über 126.000 Atommüllfässern sein Leben entscheidend verändert haben. Im Jahr 1999 erkrankte Duranowitsch an Krebs. Jetzt hat er bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig durchgesetzt, dass gegen die Verantwortlichen, die Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF), wegen schwerer Körperverletzung ermittelt wird. Er sagt, dass seine Leukämieerkrankung auf radioaktive Belastungen während seiner Tätigkeit im Bergwerk Asse in den Jahren 1988 bis 90 zurückgehe. Der Staatsanwaltschaft habe er in Anzeige und Dokumenten schlüssig dargelegt, dass er ohne Schutzvorkehrungen in radioaktiv belasteten Bereichen des Atommülllagers tätig gewesen sei. Duranowitsch hat seine Leukämieerkrankung überlebt, sich aber nie von Chemotherapie und Stammzelltransplantation erholt. Seit der Krebserkrankung ist er erwerbsunfähig. Erst Jahre nach der Therapie eröffnete ihm sein Arzt, dass die bei ihm diagnostizierte Art von Leukämie typischerweise durch Radioaktivität verursacht wird. Ohne Dosimeter in normaler Bergmannskleidung hat der Techniker drei Jahre lang im Atommülllager Asse Geräte gewartet und ausgelesen, mit denen die Bewegung des maroden Grubengebäudes gemessen wird. Dabei war er in Einlagerungskammern mit Atommüll tätig und ist mit radioaktiv belasteten Laugen in Kontakt gekommen. Von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erhofft er sich auch eine Anerkennung seines Leidens als Berufskrankheit. Strafrechtlich könnte sein Schicksal verjährt sein. Allerdings wollen die Ermittler auch zwei weitere Krebsfälle anderer Asse-Mitarbeiter untersuchen. JÜRGEN VOGES