: Freiheitsverständnis
Erich Röper über Delphine Brox: eine unverdrossen ideologiefreie Kämpferin gegen repressive Verhältnisse
ERICH RÖPER lehrt Politikwissenschaften an der Universität Münster und Europarecht an der Hochschule Bremen. Von 1976 bis 1997 war er Fraktionsgeschäftsführer der Bremer CDU
Vier Jahre, von 1979 bis 1983, erlebte ich Delphine Brox in der Bürgerschaft. Bis heute bin ich ihr verbunden. Es war eine Sensation, als erstmals eine grüne Partei in ein Landesparlament kam. Die Angst vor einem Linksruck ging bundesweit in der CDU um, die Bremer Grüne Liste (BGL) werde zum Verbündeten der SPD. Ähnliches schien andernorts möglich. Doch Delphine Brox repräsentierte – wie ihr Fraktionskollege Olav Dinné – eine ideologiefreie Politik gegen von ihr als Repression verstandene Verhältnisse.
Dinné kämpfte gegen die SPD-Betonpolitik um das Ostertor- Viertel. Delphine Brox kam aus Dortmund und war dort in der Abneigung gegen SPD-Filz geprägt. Und mit Axel Adamietz und Peter Willers – auch sie BGL- Abgeordnete – stritt sie unverdrossen gegen den auch von der SPD getragenen Bau immer neuer Atomkraftwerke und den Umweltschutz.
Nicht nur die SPD-Bau- und Verkehrspolitik – heute in der Schwachhauser Heerstraße – der AKW-Bau und die Umweltzerstörung ließen Delphine Brox und die BGL gegen die SPD streiten. Es ging ihr auch um die Freiheit der Eltern bei der Wahl der Schule ihrer Kinder. Kaum noch vorstellbar ist, wie rücksichtslos die SPD Schulen zerschlug, Schulzentren und Schuleinzugsgrenzen schuf und die Wünsche der SchülerInnen und Eltern verachtete.
Einem System, einer Ideologie zu dienen, widersprach Delphine Brox‘ französischem Freiheitsverständnis. Dies war wohl ein Grund für die Spaltung der Bremer Grünen: In der Bürgerschaftswahl 1983 standen sich die BGL mit Kandidaten wie Fritz Bettelhäuser – als Betriebsratsvorsitzender beim Bremer Vulkan ein Opfer der Kollusion von SPD und IG Metall – und Bundesgrüne gegenüber. Sie woll(t)en an die Seite der SPD. Ihre Zugeständnisse hätte Delphine Brox nie mitgemacht.
So endete die politische Karriere einer Frau, der es ihren Grundsätzen treu um Freiheit (liberté), sozialen Ausgleich (egalité) und solidarisches Zusammenstehen der Menschen (fraternité) ging und geht. Wir bräuchten mehr solche Menschen!