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Archiv-Artikel

Stabile Sicherheitslage in Schleswig-Holstein

Innenminister Lothar Hay stellt die Kriminalstatistik vor: weniger Straftaten im Land, dafür umso mehr Gewalt

Von EST

Die Zahl der Straftaten in Schleswig-Holstein sinkt – die der Gewalttaten nimmt zu. Unter den Tätern sind immer mehr Jugendliche: „Die Sorgenkinder der Polizei“, sagte Innenminister Lothar Hay (SPD), der gestern in Kiel die Kriminalstatistik vorstellte. „Der Anstieg der Rohheitsdelikte ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung, in den wir nicht sorgenfrei sehen dürfen.“ Besonderes Problem sei, dass die Hälfte der Tatverdächtigen in Fällen von Körperverletzung unter Alkoholeinfluss stand.

Hay erklärte, dass die Politik sich diesem Problem widmen müsse. Schuld seien oft die Elternhäuser, die ihrer Verantwortung nicht nachkämen. Gewalt als Mittel der Konfliktlösung müsse „wieder ein Tabu werden“, verlangte der Innenminister – doch wie genau die Politik das durchsetzen will, sagte er nicht.

Insgesamt sprach Hay von einer stabilen Sicherheitslage. 240.400 Straftaten gab es 2008, ein Prozent weniger als 2007. Zugenommen haben Taten wie Nötigung, Freiheitsberaubung und Bedrohung. Gestiegen sind Fälle von Stalking, die aber auch erst seit Mitte 2007 strafbar sind. Bei Stalking und Gewaltdelikten sind die Täter überwiegend männlich. Dafür trifft Gewalt vor allem Frauen – das zeigen auch die Zahlen der Opferschutzorganisation Weißer Ring, die zu zwei Dritteln Frauen betreut.

Stark zugenommen haben Wohnungseinbrüche, die tagsüber verübt werden. Betroffen ist der Hamburger Rand, auch in Kiel und im Norden des Landes häufen sich diese Fälle. Vermutlich seien Serientäter am Werk: „Wird die Bande geschnappt, ist der Spuk vorbei“, sagte Hay. Relativ gering ist laut Hay das Ausmaß extremistisch motivierter Gewalt. Im vergangenen Jahr verübten Rechtsextremisten 46 Gewalttaten, 13 weniger als 2007. Bei Linksextremisten gab es eine Zunahme um fünf auf 43.

Um rund 1.800 auf nun 2.300 Fälle gesunken ist die Wirtschaftskriminalität. Der Grund liegt aber nicht in einem plötzlichen Gesinnungswandel, sondern an der Statistik: Einige der Betrügereien und Griffe in die Kassen führt die Polizei jetzt unter anderen Rubriken auf. EST