: Tod während der Abschiebung
Wie starb Jimmy Mubenga? Der 46-jährige Angolaner sollte am Dienstagabend vom Londoner Flughafen Heathrow nach Luanda abgeschoben werden, doch er war tot, bevor der British-Airways-Flug 77 starten konnte. Das britische Innenministerium und die private Sicherheitsfirma G4S, die mit Abschiebungen beauftragt ist, sprachen von einer „plötzlichen Erkrankung“, der Abschiebehäftling sei „bedauerlicherweise bei der Ankunft im Krankenhaus verstorben“.
Das sei „völliger Blödsinn“, sagte Kevin Wallis, ein 58-jähriger Ölingenieur, der in Angola arbeitet. Er saß in der letzten Reihe des Flugzeugs, von Mubenga und zwei G4S-Angestellten nur durch den Gang getrennt. Die Bewacher hätten Mubenga Handschellen angelegt, sagt Wallis, und sie drückten seinen Kopf nach unten zwischen seine Beine. Mubenga habe mehrmals gerufen, er könne nicht atmen, bevor er das Bewusstsein verlor. Ein weiterer Zeuge, ein 51-jähriger US-Amerikaner einer Ölfirma, bestätigt das. Er meldete sich beim Guardian über Twitter, nachdem er die „irreführenden“ offiziellen Angaben las.
Mubenga, seine Frau Makenda Kambana und ihr Sohn flohen 1994 aus Angola, nachdem Kambanas Vater von Regierungstruppen ermordet worden war und Mubenga wegen seiner Aktivitäten als Studentenführer Morddrohungen erhielt. Ein Jahr später heirateten sie in London und ließen sich später in Ilford (Essex) nieder, wo Mubenga als Gabelstaplerfahrer arbeitete. Er und seine Frau bekamen weitere vier Kinder, die heute zwischen 16 Jahren und sieben Monaten alt sind. Die Familie bekam keine Aufenthaltserlaubnis, durfte aber aufgrund einer Ausnahmegenehmigung bleiben.
Im Jahr 2006 geriet Mubenga in eine Schlägerei in einer Bar und wurde wegen Körperverletzung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Freilassung kam er in Abschiebehaft. Die letzten sieben Monate durfte er zu Hause verbringen, doch sein Antrag auf Bleiberecht wurde am 23. August endgültig abgelehnt. Danach musste er sich jeden Montag bei der Einwanderungsbehörde melden. Am vergangenen Montag behielt man ihn da. Zum letzten Mal.
RALF SOTSCHECK