: Jugendzentren müssen Sparzwang weichen
JUGENDARBEIT Mitte schließt 18 Jugendeinrichtungen. Andere dürfen weitermachen – mit weniger Geld
Ab Januar müssen 18 Kinder- und Jugendeinrichtungen im Bezirk Mitte schließen. Das entschied am Donnerstagabend der Jugendhilfe-Ausschuss des Bezirks. Die Existenz rund 50 weiterer Einrichtungen ist dagegen zumindest bis 2011 gesichert.
Hintergrund der Entscheidung ist eine Vorgabe des Senats an die Bezirke, mit den Haushaltsplänen für 2010/11 sämtliche Schulden abzubauen. Der Bezirk Mitte plant, in den beiden Jahren alleine im Jugendbereich, wo freie Mittel eingesetzt werden, 1,5 Millionen Euro einzusparen. Für Proteste gegen die Kürzungen, die schon seit dem Sommer die Ausschuss-Sitzungen begleitet hatten, zeigt der Bezirk daher Verständnis: „Wir fördern definitiv zu wenig“, so die Vorsitzende des Jugendhilfe-Ausschusses, Barbara Herrmann (CDU). Doch mit ihrem Ärger müssten sich die Betroffenen an den Senat wenden. „Die sagen, wir tun alles für Kinder und Jugendliche, und dann kürzen sie die Mittel.“
Auf der anderen Seite sei die Jugendarbeit in Mitte in der Vergangenheit im Vergleich zu anderen Bezirken sehr stark gefördert worden. Doch die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Bezirk gehe zurück. Daher seien Kürzungen an Jugendeinrichtungen nun die logische Konsequenz.
Eines der Zentren, denen mit der Entscheidung der Geldhahn zugedreht wird, ist das Weinmeisterhaus. Der sanierte Backsteinbau unweit vom Hackeschen Markt ist eine attraktive Immobilie und wird nun vom Bezirk verkauft. Die Jugendlichen sollen künftig das Jugendzentrum „New Way“ am Nordbahnhof besuchen, das im Gegenzug vor der Schließung bewahrt wurde.
Dagegen soll der Jugendtreff in der Pohlstraße, der zunächst geschlossen werden sollte, weiterhin bestehen. Allerdings muss die Einrichtung mit 75 Prozent der bisherigen Mittel auskommen.
In den vergangenen Tagen hatten die Jugendlichen mit zahlreichen Protestaktionen auf die drohende Schließung aufmerksam gemacht. „Wir haben versucht, die Jugendeinrichtungen in Krisengebieten zu retten“, erklärt Herrmann die Entscheidung. Sozialarbeiter Karsten Masch sagt: „Wir persönlich sind erleichtert, aber eine riesengroße Party ist nicht angebracht, weil andere Jugendeinrichtungen trotzdem bluten mussten.“
Damit in Zukunft nicht noch mehr gekürzt werden muss, wünscht sich Herrmann einen Pauschalbetrag, der direkt vom Senat in die Jugendarbeit investiert wird. Dann müssten die Bezirke aufgrund ihrer prekären Haushaltslage nicht Mittel aus der Jugendarbeit für die Schuldentilgung einsparen.
Am 9. Dezember ab 17 Uhr soll vor dem Roten Rathaus gegen die Kürzungen im Sozialbereich demonstriert werden. LISA GEIGER