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Archiv-Artikel

FELIX LEE ÜBER NORDKOREAS ENTSPANNUNGSPOLITIK Pjöngjang hatte einfach Angst

Was war die Aufregung im Frühjahr groß. Es verging kaum ein Tag, an dem das Regime in Pjöngjang nicht mit neuen Tiraden gegen Südkorea und die USA wetterte. Diktator Kim Jong Un erklärte den Kriegszustand, kappte die Telefonleitung mit der Regierung in Seoul, schloss den gemeinsam betriebenen Industriepark Kaesong und drohte gar mit atomaren Schlägen auf US-Einrichtungen. Zumindest für einige Wochen erweckte der letzte noch verbliebene Stalinistenstaat den Eindruck, Ostasien stehe kurz vorm Atomkrieg.

Drei Monate später ist das Kriegsgeschrei aus Pjöngjang verstummt. Die Telefonleitung zwischen Nord- und Südkorea ist wieder intakt. Das Regime bemüht sich um Gespräche mit den USA. Und auch die Wiederinbetriebnahme von Kaesong steht unmittelbar bevor. Was ist los mit Pjöngjang?

Nordkorea war es ernst. So geisteskrank Pjöngjangs Reaktion erscheinen mag – auf der anderen Seite der Grenze hielten die USA gemeinsam mit Südkorea das bislang größte Militärmanöver seit dem Ende des Koreakriegs vor 60 Jahren ab. Mehr als 13.000 Soldaten übten mit Panzern, schwerer Artillerie und F-22-Tarnkappenjäger den militärischen Ernstfall. Der junge Kim hatte schlicht Angst. Sobald Südkorea und die USA ihre Soldaten in die Kasernen zurückbeorderten, beruhigte sich der Diktator wieder.

Obamas Vorgänger wussten um Nordkoreas Ängste und fanden stets einen deeskalierenden Umgang damit. Der Faden zu Nordkorea riss nie komplett ab. Obama hingegen hat mit seinem unnützen Manöver um ein Haar tatsächlich einen Militärschlag provoziert. Das wiederum zeigt, letztlich entscheiden die USA über Krieg und Frieden, denn Kim Jong Un ist nicht so unberechenbar, wie der Westen gerne glauben macht.

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