: Sie können es
TALENTE Karl-Theodor zu Guttenberg wird EU-Berater. Kann das etwa jeder? Der Exminister und andere Kandidaten im taz-Check
VON ANNA KLÖPPER, TIMO KATHER, ENRICO IPPOLITO
Karl-Theodor zu Guttenberg, 40
■ Ja, er ist der Richtige. Und alle, die das nicht meinen, sollen mal gefälligst schön ruhig sein. EU-Frau Kroes ist jedenfalls nicht die Erste, die sein Potenzial erkannt hat. Bei den Gebirgsjägern Mittenwald brachte es KT zu Guttenberg ruck, zuck zum Unteroffizier der Reserve. Das Verteidigungsministerium war da nur der nächste logische Schritt. Die Guttenberg GmbH, das drei Mitarbeiter umfassende Familienunternehmen, führte er 2004 in die Insolvenz. Klar, das er der richtige Mann für die Opelrettung war. Okay, das mit der blöden Doktorarbeit war wirklich suboptimal. Aber er hat ja wohl nun bewiesen, das er sich auch ändern kann – die neue Frisur, die legeren Kaschmirpullover. So kompetent – und so bescheiden! Ein gewöhnlicher Denkarbeiter in einer Denkfabrik ist er jetzt. Sie suche eben Talente, keine Heiligen, sagte Frau Kroes. Okay, heilig ist der KTG noch nicht – aber was nicht ist, kann ja noch werden. Oder Herr Ratzinger?
Gina-Lisa Lohfink, 25
■ Prinz Frederic von Anhalt will Gina-Lisa Lohfink adoptieren und aus ihr eine neue „Sissi“ machen. Er hat ihr erst mal Sprechverbot, eine Brustverkleinerung und weniger Make-up verordnet. Nadja Anna Gina-Lisa Prinzessin von Anhalt, Herzogin von Sachsen und Westfalen, Gräfin von Askanien würde ihr Adelsname dann lauten. Einige Krisen hat die 25-Jährige schon überwunden: „Germany’s Next Topmodel“ wurde sie nicht, die Trash-Show „Die Alm“ verließ sie wegen Bauchschmerzen, ihre eigene Show „Gina Lisa’s Best Buddy“ war ein Flop und ihr Sexprivatfilmchen mit dem alten Mann, der die Socken beim Verkehr anbehielt, ein Trauerspiel. Ihre Beziehungen mit Marc Terenzi, dem Möchtegern-Rapper Kay One, dem Bruder von Kevin Kuranyi, dem Fußballer Arthur Boka und der Ibiza-Tante Loona scheiterten. Zu blond, zu grell, zu plump? Von wegen! In ihrem Lied „Alles klar“ singt sie: „Fühl mich heiß wie Feuer, yeah, wie ein Ungeheuer.“
Helmut Schmidt, 92
■ Schwarzer Anzug, akkurate Silberlocke, eine „Reyno Menthol“ im Mundwinkel: Helmut Schmidt ist Kult. Rauchverbote ignoriert er einfach – er darf das. Genauso wie für Atomkraft zu sein, aber gegen den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Im Lauf der Jahrzehnte hat Schmidt vieles überstanden: Den Weltkrieg als Wehrmachtsoffizier (inklusive Kriegsgefangenschaft), die Sturmflut von 1962 als Hamburger Innensenator, die Ölkrise und den „Deutschen Herbst“ der siebziger Jahre als Kanzler. Das Einzige, was Helmut Schmidt nicht überstanden hat, war der Seitenwechsel des Koalitionspartners FDP 1982. Das anschließende Misstrauensvotum im Bundestag 1982 verhalf einem anderen Helmut an die Macht. Doch statt sich mit einem gutdotierten Beratervertrag aufs Altenteil zurückzuziehen, machte Schmidt einfach weiter Politik – ganz Deutschland merkt auf, wenn er mal wieder eine Parteitagsrede hält.
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