: Unwürdige Iren
Noch drei Stufen, und die irischen Staatsanleihen gelten als Ramsch. Droht dem Land der Kollaps?
DUBLIN taz | Irland ist nun so kreditwürdig wie Libyen oder Südafrika, nachdem die Ratingagentur Moody’s die Bonitätsnote der Grünen Insel gestern gleich um fünf Stufen auf BAA1 herabsenkte. Damit werden Kredite für Irland nicht nur teurer, sondern auch schwieriger zu bekommen, und der Tiefpunkt ist längst nicht erreicht. Moody’s erklärte, die Aussichten für Irland seien wegen der hohen Kosten für die Bankenrettung negativ, was auf eine weitere Herabsenkung hindeutet. Noch drei Stufen, und die irischen Staatsanleihen gelten als Ramsch, woraufhin sie von Investoren abgestoßen würden. Die Agentur Fitch hatte Irland bereits vorige Woche den A-Status aberkannt, nur bei Standard & Poor’s rangiert die Insel noch in einem gesunderen Bereich.
Am Donnerstag gewährte der Internationale Währungsfonds (IWF) Irland einen Kredit von 22,5 Milliarden Euro – die erste Tranche des Kredits von 85 Milliarden Euro aus dem „Rettungsschirm“ von EU und IWF, den Irland Ende November beantragt hatte. Der Kredit soll „die wirtschaftliche Anpassung und die finanzielle Stabilisierung“ der Insel unterstützen, sagte ein Sprecher des IWF. Bei 5,83 Prozent Zinsen wird Irland das Geld trotz eines Sparpakets von 15 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren kaum zurückzahlen können. Zwar ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 0,5 Prozent gestiegen, aber aufgrund des schwachen ersten Halbjahrs wird Irland das bescheidene Ziel von 0,3 Prozent Wachstum in diesem Jahr verfehlen, zumal die Ausgaben der Konsumenten stetig zurückgehen.
Die Umfragewerte für die Regierungskoalition aus Fianna Fáil und den Grünen haben einen Rekordtiefstand erreicht. Da die Sache aussichtslos ist, will die Partei in den letzten Wochen ihrer Amtszeit noch mal absahnen. So erhalten die Spitzenverdiener im Finanzministerium einen großzügigen Bonus, und Ausschüsse werden mit eigenen Leuten besetzt. Lediglich die angekündigten 40 Millionen Euro Bonuszahlungen für die Topmanager der Pleitebank Allied Irish Bank mussten aufgrund wütenden Reaktionen einbehalten werden. Es ist bezeichnend, dass ein Boulevardblatt zur Zeitung des Jahres gewählt wurde: Der Daily Star habe am besten die Wut des irischen Bürgers ausgedrückt. RALF SOTSCHECK