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Archiv-Artikel

Von der Kirche bis zur Bahn

AUSBILDUNG Der Masterstudiengang Mediation an der Europa-Uni Viadrina legt Wert auf Kontakt unter den Studierenden. Die stammen aus unterschiedlichsten Berufen und nutzen ihr Wissen vor Ort

Seit gut zwanzig Jahren wird die Mediation in Deutschland zunehmend als Alternative zur gerichtlichen Auseinandersetzung genutzt. Wobei der Mediator, anders als ein Richter, keine Urteile fällt, sondern die Konfliktparteien dabei begleitet, gemeinsam eine Lösung für ihre Auseinandersetzung zu finden.

Ein Vorteil: Eine Mediation kann finanziell deutlich günstiger ausfallen als der Gang vors Gericht. Zudem ist das Verfahren oft kürzer als ein möglicherweise langwieriger Prozess. Zunächst auf Scheidungen und Trennungen fokussiert, traten später auch andere Anwendungsfelder hinzu, etwa in der Schule, in Unternehmen oder beim Täter-Opfer-Ausgleich.

Die Ausbildung zur Mediatorin und zum Mediator ist in Deutschland gesetzlich bislang nicht geregelt. Bislang wird sie von privaten Mediatorenverbänden wie der Deutschen Gesellschaft für Mediation (DGM), dem Verband Integrierte Mediation (IM), der Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation (BAFM), dem Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt (BMWA) und dem Bundesverband Mediation (BM) angeboten.

Aber auch mehrere Universitäten wie Heidelberg, Potsdam und Bielefeld bieten meist berufsbegleitende Studiengänge an, an deren Ende in der Regel ein Mediatoren-Zertifikat steht. Einen Master of Arts hat seit zehn Jahren die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder im Programm, der berufsbegleitend in drei Semestern neben wissenschaftlichen Grundlagen der Konfliktbearbeitung auch eine praktische Mediationsausbildung bietet, die den Anerkennungsstandards der Mediationsverbände entspricht. Auch bereits ausgebildete Mediatoren und Mediatorinnen können sich hier weiterqualifizieren, ihre Arbeit wissenschaftlich reflektieren und neue Anwendungsmöglichkeiten entdecken.

Die bisherigen Absolventen stammen aus so unterschiedlichen Berufsgruppen wie Sozialpädagogen, Ärzte und Ingenieure, berichtet Felix Wendenburg, stellvertretender Wissenschaftlicher Leiter des Master-Studiengangs und selbst gelernter Jurist.

Sogar ein Priester war dabei, erzählt Wendenburg. In seiner Gemeinde in Kreuzberg initiierte er nach seinem Studium ein Programm mit dem Namen „Zoff-Off“, das den Menschen im Kiez helfen soll, ihre Konflikte gemeinsam zu lösen, aber auch eine Anlaufstelle für junge Mediatoren sein will. Nicht wenige Studierende kommen aber auch aus dem Management. Eine Absolventin hat bei der Deutschen Bahn ein Konfliktmanagement-Programm ins Leben gerufen, zu dem auch die Mediatorenausbildung gehört.

Als besondere Stärke des Frankfurter Studiengangs sieht Wendenburg, dass an der Viadrina in einer durchgehenden Ausbildungsgruppe studiert wird. „So entsteht ein starkes Netzwerk bei den Studierenden.“ Gewährleistet wird dieser Zusammenhalt durch Präsenztage, an denen die ganze Gruppe teilnimmt. Die finden in der Regel in Frankfurt, aber auch in Berlin und Brandenburg statt, zum Teil auch in anderen deutschen Städten. Schließlich kommen auch die Studierenden aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland. Der andere Teil des Studiums wird per Fernstudium absolviert.

Maximal 52 Teilnehmer hat der Studiengang, der alle eineinhalb Jahre stattfindet. Laut Wendenburg schließen die meisten von ihnen den Studiengang erfolgreich ab. Im April 2015 beginnt wieder eine neue Runde, und auch wenn die offizielle Bewerbungsfrist bereits im Oktober ausgelaufen ist, sind noch ein paar Plätze frei, für die sich Interessierte noch bis Ende Februar bewerben können.ANDREAS SCHNELL

Weitere Informationen unter: www.rewi.europa-uni.de/master-mediation