: Ein spätes Erstaunen
JUGENDSCHUTZ Warum der BR einen „Polizeiruf 110“ erst nach 22 Uhr sendet
Schwieriger Start für den BR-„Polizeiruf 110“-Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt): „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, der zweite Film mit den neuen Münchner Ermittlern, terminiert auf den 25. September um 20.15 Uhr, soll aus Jugendschutzgründen nicht vor 22 Uhr laufen. Ein neuer Sendetermin steht noch nicht fest.
Der Bayerische Rundfunk bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung (Montagausgabe), widersprach allerdings zugleich entschieden dem Eindruck, es handele sich bei dem Eingriff in die Selbstmordattentäterstory um einen Fall unlauterer politischer Einflussnahme. „Eine Verschiebung der Sendezeit ist keine Zensur“, zitiert die Pressemitteilung BR-Fernsehdirektor Gerhard Fuchs.
Mit der Entscheidung folgt Fuchs einer dringenden Empfehlung der Jugendschutzbeauftragten des Senders, Sabine Mader, die sich an der „Vielzahl der schrecklichen Bilder nach dem Selbstmordattentat im Tunnel und der durchgängig gehaltenen Spannung durch die Angst vor einem weiteren Attentat“ gestoßen hatte. Die von Mader laut SZ zentral kritisierte „Hilflosigkeit des Staates“, die in Hans Steinbichlers Film zum Ausdruck komme, fehlt in der Argumentation des Senders völlig. Das allerdings ist auch ein politisches Argument, ein solches Jugendschutzkriterium existiert nicht.
Gerade an dieser Formulierung hatte sich auch der Zorn von Hauptdarsteller Brandt entzündet: Es könne nicht der Auftrag künstlerischer Arbeit sein, ein positives Staatsbild zu zeigen, teilte er der SZ mit.
Regisseur Hans Steinbichler äußerte gegenüber der taz sein Unverständnis über die Entscheidung. „Ich habe das Buch genau so umgesetzt, wie es mit der Redaktion entwickelt wurde“, sagte er. „Das ist schon ein sehr spätes Erstaunen über den Film.“ Wegen der „schwer durchschaubaren Gemengelage“ wollte er sich jedoch nicht weiter zu der Angelegenheit äußern. DENK