DANIEL BAX ÜBER DIE FÖRDERUNG SOZIALER VIELFALT IN UNTERNEHMEN : Der Staat ist kein Vorbild
Während in Deutschland noch um eine Frauenquote gestritten wird, ist die Debatte anderswo schon längst weiter. Sie dreht sich um die Frage, wie sich in Firmen insgesamt eine größere Vielfalt herstellen lässt, statt sich nur auf den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu konzentrieren. Denn nicht nur Frauen sind im Arbeitsleben oft benachteiligt. Auch Migranten sind in vielen Unternehmen oft nicht in dem Maße vertreten, der ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht.
Immer mehr Firmen setzen inzwischen von sich aus auf „Diversity“-Konzepte – weniger aus sozialer Verantwortung, sondern aus Eigennutz. Denn die Management-Theorie besagt, dass die Vielfalt des Personals einer Firma deren wirtschaftlichem Erfolg dient. Nur Unternehmen, die die gesamte Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln, schaffen es, unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen, ob Ikea oder Siemens.
Der Bundesregierung gefällt das Diversity-Konzept ziemlich gut. Sie muss dafür ja auch keine Gesetze beschließen, sondern kann es bei Appellen belassen. Denn das „Diversity“-Konzept setzt nicht auf starre Quoten, sondern auf freiwillige Selbstverpflichtungen. Am Dienstag fand, unter ihrer Ägide, der erste deutsche „Diversity“-Tag statt. Initiiert hat ihn der Verein „Charta der Vielfalt“, dem sich bereits rund 1.500 Unternehmen und Institutionen, darunter 19 Großkonzerne, angeschlossen haben.
Fragt sich nur, was die Regierung selbst tut, um für mehr Vielfalt in Ministerien und Behörden zu sorgen. Was den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst betrifft, landete Deutschland im vergangenen Jahr in einer OECD-Studie, mit Estland und Luxemburg, ganz hinten. Speziell in Polizei und Justiz ist es in Sachen Vielfalt nicht weit her. Der Staat ist da kein Vorbild.
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