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Archiv-Artikel

Bio in der Schule ist bezahlbar

ESSEN Dass die Bio-Schulverpflegung auch dann nicht teuer sein muss, wenn es ums Fleisch geht, haben die Grünen am Mittwoch beispielhaft vorgekocht

Ob rote Beete oder Curry einem Kind wirklich Freude bereiten, ist eine andere Frage

VON CLARA ZINK

Die Mensa des Schulzentrums Neustadt erstrahlt an diesem Abend in elegantem Flair: Der gut besuchte Raum wird von Kerzenlicht beleuchtet, die Tische sind gedeckt. Durch die Reihen läuft Grünen-Gesundheitspolitikerin Kirsten Kappert-Gonther und schenkt den Gästen Wein ein. Schulleiter Wolfgang Grams stellt gleich zu Beginn der Veranstaltung klar: Zu den Grünen pflegt er eigentlich kein inniges Verhältnis. „In diesem Fall teilen wir jedoch dasselbe Anliegen“, sagt er. Die grüne Bürgerschaftsfraktion hatte am Mittwochabend ins Schulzentrum geladen, um über den Bioanteil in Bremens Schulessen zu diskutieren.

Zu diesem Zweck hatte Michael Thun, Leiter der Vernetzungsstelle Schulverpflegung und ausgebildeter Koch, ein Drei-Gänge-Menü zusammengestellt: Rote-Beete-Salat, Tomaten-Kokos-Süppchen und gebratene Austernpilze zur Vorspeise, im Hauptgang Curry mit Blumenkohl und Mangoldstrudel. Zuletzt ein hausgemachter Kürbis-Apfelkuchen. Auflage der Grünen war dabei gewesen: So viele Bioprodukte wie möglich verwenden, und dabei keinen Cent mehr ausgeben als für herkömmliches Mensa-Essen. Mit der Entwicklung der Ganztagsschule wurde das Essen zur öffentlichen Aufgabe und muss entsprechenden Kriterien genügen: Die verwendeten Lebensmittel sollen gesund, hochwertig und fair gehandelt sein.

Aber ist das nicht zu teuer? „Man wirft uns immer vor, an Sozialvergessenheit zu leiden“, bestätigt Kappert-Gonther. „Aber wir tragen nun mal die qualitative Verantwortung.“ Die SPD-Fraktion hatte in diesem Jahr einen Antrag der Grünen zum Bio-Essen in Kantinen und Mensen zunächst ignoriert – und dann Skepsis gezeigt: „Das Schul-Essen muss bezahlbar bleiben“, sagt Max Liess, haushaltspolitischer Sprecher der SPD.

Mit 1,35 Euro Großhandelspreis pro Kopf für das Buffet kann sich Michael Thuns Menü an diesem Abend auch kostenmäßig sehen lassen.Ob jedoch der erdige Geschmack von roter Beete oder die süßlich-scharfe Gewürzmischung des Currys einem Kindergaumen wirklich Freude bereiten, wie das bei den erwachsenen Gästen dieses Abends der Fall ist, ist eine andere Frage – junge TestesserInnen sind nicht vertreten.

Während Thun betont, dass das Menü fast komplett vegetarisch sei, erwähnt Jan Saffe, agrarpolitischer Sprecher der Grünen, explizit das Fleisch im Menü: Das Geflügel im Curry stammt vom Hof Hasselbring. Beim Essen erzählt Bauer Hasselbring deshalb von seinem Hof. Er zeigt Bilder von glücklichen Hühnern: „Die laufen da wirklich so rum, das kann Ihnen der Jan bestätigen.“

Beim Biohuhn dauert es allerdings deutlich länger, bis es schlachtreif ist: Es braucht am Tag rund 30 Prozent mehr Futter und lebt etwa doppelt so lange wie das Huhn ohne bio. Das hat seinen Preis. Hasselbring räumt ein: „Biofleisch im Schulmenü sprengt ganz schnell das Budget. Da muss man wirklich schauen, wie man das einbaut.“

Das hat Michael Thun an diesem Abend getan: 80 Prozent Bioanteil enthält sein gesamtes Menü inklusive Hasselbring-Geflügel. Das Schulzentrum Neustadt kommt bei seinem alltäglichen Schulessen immerhin schon auf durchschnittlich 30 Prozent. Jan Saffe ist begeistert: „Ich kenne diese Schule seit zehn Jahren und kann sagen, dass sie in ihrer Verpflegung als Vorbild dienen kann.“