DER RECHTE RANDWARUM DIE RECHTE SZENE AM FREITAG NACH KIRCHWEYHE RUFT : Missbrauch eines Todesfalls
Die Mahnwache findet statt: Am Freitag wollen Rechtsextreme im niedersächsischen Kirchweyhe den Tod von Daniel S. vor einem Jahr politisch ausnutzen: Beantragt und genehmigt bekommen hat den Termin unter dem Motto „Eine Rose für Daniel“ ein Rainer H., der schon häufiger für die NPD aktiv gewesen ist.
Auf der Facebook-Seite „Wir sind Daniel“ wird nun darum gebeten, „weiße Rosen“ und „Grablichter“ mitzubringen. Ab 16 Uhr wolle man sich vor dem Bahnhof treffen. Betont wird, dass „ganz bewusst auf Redebeiträge, Transparente, (…) Sprechchöre etc.“ verzichtet werden soll – um den Menschen nicht vorzuschreiben „was sie denken, fühlen und tun sollen“.
Von der NPD über die konkurrierende „Die Rechte“ bis zu den Freien Kameradschaften: Seit vergangenem Jahr nimmt die Szene den Tod von Daniel S. nach einer Auseinandersetzung mit Cihan A. zum Anlass, vor „Ausländergewalt“ und „Deutschenfeindlichkeit“ zu warnen. Nachdem sich die Gemeindeverwaltung gegen eine rechte Vereinnahmung der Trauer und des Gedenkens wehrte, erfuhr sie massive Missbilligung. Die Hetze ging auch weiter, nachdem A. wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt worden war.
Zum Jahrestag finden sich auf einschlägigen Szeneportalen jetzt Beiträge wie der des Users „Freies Österreich“: Weil Daniel S. „nur ein ‚scheiß Deutscher‘ war, war sein Leben der Justiz nur 5 Jahre wert“. Der Prozess habe alles geboten, was an „Erniedrigungen“ für „das deutsche Volk aufgeboten werden konnte“.
Aktionen gegen die „Mahnwache“ haben Bremer Antifa-Gruppen angekündigt. Was wiederum den örtlichen Rechtsextremen Frank G. bei Facebook seufzen ließ: „Ich hoffe, die Antifa-Kids bekommen so richtig auf die Fresse. Ich rufe euch auf, Schlägertrupps von der Straße, lasst uns losziehen, sie wollen es so.“ Die Polizei ermittelt.
ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland|