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Mätzchen mit Kätzchen

MAGAZIN Das „Hello Kitty Spezial“ mögen Kinder – die nicht lesen können

Hello Kitty ist ein kleines Comic-Kätzchen aus Japan. Zwei schwarze Knopfaugen, eine gelbe Nase und eine Schleife am Ohr prägen das mundlose Gesichtchen des 1976 kreierten Geschöpfs. Besonders praktisch: Man kann mit diesem Aufdruck Haarspangen, die ohne einen Euro gekostet hätten, ungestraft für zwei anbieten.

Dass sich aus dieser Kombination auch etwas Gewinnbringendes für das Zeitschriftenregal machen lässt, müssen sich die Macher des Hello Kitty Spezial – Food & Fun beim Ehapa-Verlag gedacht haben. So haben sie mit geringstem Aufwand ein etwa 50 Seiten dünnes, aber mit 4,95 Euro recht teures Heft herausgebracht. Über das Cover des „Magazins“ lässt sich nicht mehr schreiben, als dass es knatschpink ist. Fast genauso nichtssagend ist der Inhalt. Für das „Food“-Element im Titel gibt es zwar ein paar Pizza- oder Smoothie-Rezepte, die allerdings beliebig zusammengefügt wirken. Für den Spaß, also den „Fun“ soll wohl der Test „Bist du ein Gourmet?“ sorgen. Die Leser werden darin gefragt, wie sie reagieren, wenn der Kellner im Restaurant einen Sommelier schicken möchte. Als richtige Antwort ist leider nicht „Haben Sie schon mal etwas vom Jugendschutz gehört?“ angegeben, sondern „Sehr gerne, eine Weinempfehlung wäre schön“. Ähnlich erheiternd ist auch der Rat des im Juli erscheinenden Heftes, Weihnachtskekse zu backen.

Die kleinen Bastelanleitungen für Cocktailschirme reißen solche Lieblosigkeiten nicht heraus. Gut, dass die Kinderchen, die das Heft im Supermarkt erquengelt haben, noch nicht lesen können und ihnen die Enttäuschung erspart bleibt. Sie schneiden fröhlich die Kittys aus, davon gibt es auf jeder Seite mindestens eine.

In drei Monaten erscheint das nächste Spezial, dann zum Thema „Do it yourself“. Jede Wette, dass es genauso abscheulich aussieht wie „Food & Fun“. Allen Kindertränen zum Trotz: Wer das Hello Kitty Spezial nicht kauft, tut seinen Kindern und der Umwelt etwas Gutes. NATALIE TENBERG

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