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75 Millionen Euro pro versteigerte Einheit

NEUVERGABE Der Staat versteigert Frequenzen, doch die begehrtesten sind zurzeit noch gar nicht frei

BERLIN taz | Spätestens seit der Versteigerung der UMTS-Frequenzen im Jahr 2000 ist klar: Mit so einer Auktion lässt sich viel Geld verdienen. Rund 50 Milliarden Euro nahm die Bundesrepublik damals ein – die Mobilfunkanbieter überboten sich gegenseitig, obwohl zu dem Zeitpunkt noch weitgehend unklar war, ob es irgendwann einmal neue Anwendungsbereiche gibt, die die hohen Investitionskosten wieder reinholen.

Kein Wunder also, dass es auch bei der bevorstehenden Neuvergabe der Frequenzen wieder eine Versteigerung sein soll. Die Bundesnetzagentur plant sie derzeit für das zweite Quartal des kommenden Jahres. Doch nur ein Teil der Frequenzen, die in Zukunft für den Mobilfunk zur Verfügung stehen sollen, sind zeitnah frei.

Unproblematisch ist es bei denen, die derzeit für das GSM-Netz genutzt werden. Hier laufen die Verträge regulär Ende 2016 aus. Schwieriger wird es bei der 700er-Frequenzen. Die nutzt momentan noch das Fernsehen für Programme, die über DVB-T laufen. Zwar sollen die Sender perspektivisch auf den Standard DVB-T2 umsteigen, der unter anderem eine bessere Bildqualität und mehr Programme liefern soll. Doch die Anwender brauchen dafür neue Empfangsgeräte. Aus diesem Grund würden auch Verbraucherschützer eine spätere Umstellung lieber sehen. ARD und ZDF wollen erst 2017 mit dem Umstieg beginnen und zwei Jahre später fertig sein.

Die 700er-Frequenzen ist bei den Mobilfunkunternehmen begehrt. Die niedrigen Frequenzen haben eine höhere Reichweite und dringen tiefer in Gebäude ein, was die Netzabdeckung verbessert. Dementsprechend sind auch die von der Bundesnetzagentur vorgesehen Mindestgebote bei den niedrigen Frequenzen am höchsten: 75 Millionen Euro jeweils pro versteigerte Einheit bei einer Laufzeit von 15 Jahren. Bei 1.800 Megahertz sind es 37,5 Millionen, bei 1,5 Gigahertz 18,75 Millionen Euro.

„Wie hoch die Gebote gehen, wird maßgeblich davon abhängen, welche Ausbauverpflichtungen mit der Frequenzvergabe verbunden werden“, sagt Michael Reifenberg, Sprecher der Bundesnetzagentur. Bund und Länder sind derweil schon dabei, die Erlöse aufzuteilen. Die Hälfte soll an den Bund gehen die andere an die Länder. Das Geld soll dann, das hatte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bereits im Oktober bekannt gegeben, in den Breitbandausbau fließen. SVENJA BERGT

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