: Tratschende Ärzte
NIEDERLANDE Bericht über Gesundheits- zustand des Prinzen entzündet Debatte über journalistische Ethik
Die Frau, die über den lebensgefährlichen Zustand des niederländischen Prinzen Johan Friso berichtete, soll sich nun selbst in lebensgefährlichen Umständen befinden: Jannetje Koelewijn, Journalistin des NRC Handelsblad, ist nach einem umstrittenen Bericht im „Ausland“ untergetaucht – mit ihrem Mann. Beide sehen sich Todesdrohungen ausgesetzt, erzählten sie in einer TV-Sendung.
Das kam so: Als weltweit über den Lawinenunfall von Johan Friso berichtet wurde, waren die beiden zufällig in Österreich. Der Neurochirurg Kees Tulleken befand sich in dem Krankenhaus, in dem Johan Friso lag. Er sprach mit einem Arzt, der ihm angeblich versichert haben soll, Johan Friso habe keinen Schädelbasisbruch und auch sonst brauche man die Hoffnung nicht aufzugeben. Tullekens Frau, die Journalistin Koelewijn, stand daneben und gab die Nachricht an ihre niederländische Redaktion weiter.
Dass es sich um eine vertrauliche Information handelte, die nicht überprüft werden konnte, kümmerte weder Tulleken noch Koelewijn und ihren Chefredakteur, den Belgier Johan Vandermeersch. Inzwischen sagte auch der österreichische Arzt Claudius Thome, angebliche Quelle des Berichts, er habe Tulleken keine vertraulichen Informationen über den Zustand von Johan Friso gegeben.
All das hat dazu geführt, dass das NRC Handelsblad mitten in einer wüsten Debatte über die Ethik von Medizinern und Journalisten steckt. Darin kritisiert wird auch RTL Niederlande – wegen einer Show, in der Patienten bei ihrer Einlieferung in die Notaufnahme einer Amsterdamer Klinik von 35 ferngesteuerten Kameras gefilmt wurden. Nach massiven Protesten und einer einmaligen Ausstrahlung der Sendung gaben RTL, Produktionsfirma und das Krankenhaus bekannt, dass sie eingestellt werde. FALK MADEJA