: Junge Union traut sich nicht in die Köpi
TOURISMUS Eine Kölner Gruppe der JU wollte auf einer geförderten „Bildungsreise“ das linke Hausprojekt besuchen. Jetzt hat sie den Plan aufgegeben. Die Bewohner der Köpi hatten sich schon gefreut
Der Plan hatte große Wellen in der linken Szene geschlagen: Eine Gruppe der Jungen Union Köln (JU) wollte Mitte Dezember auf einer „Bildungsreise“ nach Berlin auch das linke Hausprojekt Köpi in der Köpenicker Straße in Mitte besuchen. Die geplante Fahrt steht unter dem Titel „Wir fahren nach Berlin – gegen Linksextremismus“. Dafür hatte die Nachwuchsorganisation der CDU Fördergelder vom Bundesfamilienministerium beantragt – und auch bekommen (taz berichtete gestern). Die Opposition des Bundestages hatte dies scharf kritisiert. Doch jetzt sind die Jungkonservativen eingeknickt: Der Ausflug in die linke Hochburg Köpi wurde abgesagt.
„Der Besuch des einst besetzten Hauses war nur mal eine Idee für das Programm unserer Berlinfahrt, die mittlerweile aus verschiedenen Gründen verworfen wurde“, erklärte Florian Braun, Vorsitzender der JU Köln, am Montag auf Anfrage der taz. Die Absage stehe aber in keinem Zusammenhang mit der bisherigen Berichterstattung.
Die Bewohner der Köpi hatten sich schon auf die JUler vorbereitet. „Wer denkt, er kann hier hereinspazieren wie in einen Zoo, kann sich gern wilde Autonome kurz vor der Fütterungszeit angucken“, sagte Sandra, die in dem Haus wohnt, für das es seit 1994 Mietverträge gibt.
Vielleicht kommen die beiden politischen Lager doch noch zusammen. Am 17. Dezember findet ein Punkkonzert im AGH, dem Konzertraum der Köpi, statt. Prinzipiell würde es Florian Braun nicht ausschließen, auch mal ein Bier in der Köpi zu trinken. Man habe das Abendprogramm aber noch nicht geplant. „Ob die JU mit uns Spaß haben wird, wissen wir nicht. Wir können uns aber vorstellen, dass wir mit denen unseren Spaß haben“, entgegnet Sandra.
Eine ähnliche Bildungsfahrt der JU Duisburg Anfang Oktober war bereits in Besäufnis und Randale geendet. Damals zogen es die jungen Konservativen vor, sich zu betrinken, anstatt das Holocaustmahnmal zu besuchen. Dem damalige Vorsitzenden wurde danach vorgeworfen, betrunken im Hostel randaliert zu haben – kurz darauf trat er zurück. SIMON POELCHAU