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Archiv-Artikel

Transparenz ist Ansichtssache

ENERGIEVERSORGER Bei Dreharbeiten für eine NDR-Dokumentation waren die Autoren bei einer Störung im Leitstand des AKW Brokdorf dabei

Eigentlich kennen wir Atomkraftwerke nur von außen. Selten erlauben die Betreiber Dreharbeiten im Inneren eines AKW: Zu groß ist das Risiko, dass Unliebsames gefilmt und gesendet wird, wie folgender Fall zeigt: Die Autoren Carsten Rau und Hauke Wendler durften für ihre NDR-Dokumention in der Leitwarte des AKW Brokdorf drehen und hatten das, was man Reporterglück nennt. Oder – aus Sicht des Betreibers Eon – das, was es zu verhindern gilt. „Wir haben in einer Samstagnacht im Herbst 2008 auf dem Leitstand gefilmt“, sagt Rau. „Und während der Dreharbeiten ging plötzlich ein Warnsignal los.“

Die Dokumentation „Unter Strom. Auf der Suche nach Energie von morgen“ hat der NDR aus aktuellem Anlass am 22. März erneut gezeigt, und jetzt kursiert auf YouTube (z. B. youtube.com/watch?v=bC0BTjgubAY) der gut dreiminütige Ausschnitt aus dem Leitstand.

Als das Warnsignal losgeht, versammeln sich die Männer um Schichtführer Peter Dückert und den blinkenden Knopf, der die Störung anzeigt. Sie verschränken die Arme, sagen: „Das verstehe ich nicht“, und machen sich mit den Fingern auf den Schaltplänen auf die Suche nach dem Fehler. Rückert ist sichtlich erleichtert, als das Warnsignal plötzlich wieder verstummt und versichert, dass es sich nicht um ein meldepflichtiges Ereignis handelte, von denen es in Brokdorf bisher 210 gab, seit der Meiler 1986 ans Netz ging.

„Die Störmeldung bezog sich auf ein rein betriebliches Abgassystem, das keine sicherheitstechnische Bedeutung hat“, sagt auch Eon-Sprecherin Petra Ulmann. „Aber bis zum Ende der Dreharbeiten war das Problem nicht behoben“, sagt Rau. „Und am Montag darauf rief Eon an und bat uns, das Material nicht zu verwenden.“ Die Autoren lehnten ab und mussten fortan wieder draußen bleiben. „Ein weiterer vereinbarter Drehtermin wurde abgesagt, da unsere Mitarbeiter nicht mehr bereit waren, sich instrumentalisieren zu lassen“, sagt Ulmann. Denn der NDR-Redakteur habe „unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, den besagten Ausschnitt ohne Erläuterungen“ senden zu wollen.

„Zu unserem Geschäft gehören Offenheit und Transparenz“, sagt Ulmann noch. Deswegen habe man den NDR ja überhaupt reingelassen. Und dabei bleibt eben im AKW immer ein Restrisiko. ILKA KREUTZTRÄGER