: Was ist Ihr Slogan für den Klimaclub?
Die Klimaschutz-Aufkleber von „Bild“ für die Massen sind prima. Aber wie könnte die „Zeit“ ihre Eliten mobilisieren?
Lob dem Wettergott: Schwitzen im April ist schwitzen für den Klimaschutz. Der Medienkarneval wird überall in unserer schönen EU wegen Kalifornisierung noch ein bisschen verlängert. Ganz besonders toll im prächtigen Klimaschutz-Deutschland, das ich diese Woche wieder im Zug bereisen durfte. Zwischen Speyer und Mannheim funkelten gerade die Photovoltaikanlagen auf den Pfälzer Dächern in der Sonne, als ich sah, wie die Bild-Zeitung zur Rettung der Welt aufrief. „Ich mache mit“, las ich da. Es gibt in Deutschland keine anderen JournalistInnen, die Ökosex so genau lesen wie die lieben Kolleginnen und Kollegen von Bild.
Sie erinnern sich: Ökosex hat schon vor Wochen den Klimaclub Deutschland gegründet. Das ist eine heitere Gesellschaft fröhlicher Konsumenten und Citoyens, die ihren CO2-Ausstoß bis 2008 um die Hälfte vermindern werden. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Weil es Spaß macht. Und natürlich, um die großen Energieversorger zu ärgern. Bis 2012, dem Ende der Kioto-Periode, werden die Klimaclubber vollkommen auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. „Das bisschen Strom und Wärme, das machen wir selbst“, heißt unser Motto. Und das will Bild jetzt also mit Aufklebern unterstützen. Prima!
Falls das jemand als Häme missversteht: im Gegenteil. Es gibt nix Gutes, außer, was hinten rauskommt. Das sagen sich auch die Umweltverbände Greenpeace, BUND und WWF, die mit Bild zusammenarbeiten. Ökosex möchte sich an dieser Stelle herzlich dafür bedanken. Hier zeigt sich, wer im deutschen Journalismus den Klimaschutz wirklich ernst nimmt. Die Damen und Herren RedakteurInnen von der taz hatten bisher Besseres zu tun, als mit Aufklebern den Klimaschutz zu unterstützen. Oder war es die Hybris, zu glauben, alle taz-LeserInnen seien schon ausgewachsene Klimaschützer? Dem ist leider nicht so. Wir korrespondieren mit vielen LeserInnen. Viele sind es noch nicht, aber sie wollen endlich loskommen von Touran, Kohlestrom und Halogenleuchten. Sie schaffen es aber nicht alleine. Nun ist es also Bild, die eine Kampagne lanciert für den Umstieg auf grünen Strom, effiziente Autos und Wärmedämmung.
Das ist eine gute Chance für andere Presseorgane, um ihre Leserschaft entsprechend zu mobilisieren. Die Zeit könnte mit etwas geschliffener formulierten Aufklebern die Eliten ansprechen. Vielleicht so: „Führung durch Klimaschutz: Zeit zur Tat“. Ich hatte dem verehrten stellvertretenden Chefredakteur Bernd Ulrich bereits vorgeschlagen, doch auch beim Klimaclub mitzumachen, seine Emissionen zu senken und den LeserInnen ebensolches vorzuschlagen.
In einer lieben E-Mail hat er mir viel Glück gewünscht und darauf hingewiesen, dass die Zeit keine politischen Aktionen unterstütze. Ein respektabler Ausweis journalistischer Unabhängigkeit. Und doch bitte ich, das in diesem Fall nochmals zu überdenken. Sie wissen schon: wegen der 26 oder laut anderer Quellen sogar 40 Kohlekraftwerke, die geplant sind in Deutschland. Für die taz habe ich eher an T-Shirts gedacht. Ich hab so ein Rudi-Dutschke-Shirt, das ich als Schlafanzug anziehe. Ich glaube, die Welt braucht endlich auch schicke Ökosex-Shirts.
Liebe LeserInnen, wenn Sie meinen, wir brauchen für unseren Klimaclub schöne T- Shirts, dann schreiben Sie bitte und wünschen sich einen der hier vorgestellten Slogans. Oder erfinden Sie selbst einen.
1. Klimaclub: HALB 8 ZERO 12
2. Klimaclub: Mein Strom gehört mir!
3. Klimaclub: Häuser zu Saftzwergen
4. Klimaclub: Strom einspeisen, Konzerne abspeisen!
Übrigens ist es mit der Information zur solaren Effizienzrevolution noch nicht so gut bestellt, wie ich hoffte. Ein Professor fragte mich in Speyer, ob denn diese Windräder wirklich was bringen würden. Die drehten sich so oft nicht. Und er habe gehört, da müsse man mehr Energie bei der Produktion reinstecken, als jemals rauskomme.
Dranbleiben. Es lohnt sich wirklich, die Leute für faszinierende Produkte zu begeistern.
MARTIN UNFRIED
ÖKOSEXFragen zum Mitmachen? kolumne@taz.de Montag: Jan Feddersen PARALLELGESELLSCHAFT