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Archiv-Artikel

DIE DREI FRAGEZEICHEN „235.000 gegen Springer“

WIESO? Aktivisten wollen nicht, dass jeder Haushalt die „Bild“-Geburstagsausgabe erhält

taz: Frau Jacoby, was haben Sie gegen die Bild -Verteilaktion unternommen?

Susanne Jacoby: Wir haben seit Mitte April auf www.campact.de und www.alle-gegen-bild.de eine vorformulierte E-Mail zur Verfügung gestellt, mit der man dem Springer Verlag die Zusendung der Bild-Sonderausgabe am Samstag an die eigene Adresse verbieten konnte. Bei der Springer-Jahreshauptversammlung am 25. April stellten wir vor dem Gebäude eine Twitter-Wand auf, wo Leute online schreiben konnten, warum sie keine Bild haben wollen – in zwei Stunden wurden über 1.000 Tweets gesendet. Und am 22. Juni werden wir vor dem Springer-Gebäude eine überdimensionale Rote Karte zeigen, die daran erinnert, dass die Bild so oft wie keine andere Zeitung vom Presserat gerügt wird.

War die Kampagne erfolgreich?

Es haben mehr als 235.000 Menschen das Formular an Springer geschickt – mit so vielen hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten bislang nur eine andere Campact-Aktion, an der sich mehr Menschen beteiligt hatten, nämlich als nach dem Reaktorunglück in Japan etwa 300.000 Menschen die Bundesregierung aufforderten, alle Atomkraftwerke abzuschalten. Und letztlich war es für Springer ein logistischer Aufwand, die ganzen Widerspruchsmails zu bearbeiten.

Wie war das Feedback?

Wir haben viel positives Feedback bekommen, auch wenn manche kritisiert haben, wir würden der Bild damit noch mehr Aufmerksamkeit geben. Aber mit dem Argument könnte man jede kritische Auseinandersetzung ablehnen, damit macht man es sich zu leicht. Einige waren auch besorgt, der Axel-Springer-Verlag könnte die persönlichen Daten aus ihrer Widerspruchsmail für Werbezwecke missbrauchen. Aber die Mail war so formuliert, dass es dem Verlag untersagt ist, diese Daten für etwas anderes als die Bearbeitung des Widerspruchs zu verwenden. Täte er es doch, wäre das illegal.

INTERVIEW: ERIK WENK

■ Susanne Jacoby, 30, ist bei Campact für die „Alle gegen Bild“-Kampagne zuständig