: Der friedliche Islam ist hier zu Hause
GEDENKEN Auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor kommen Tausende zusammen, um „Gesicht zu zeigen“ und für Toleranz und gegen Ausgrenzung zu demonstrieren. Auch Koranverse werden gelesen
BUNDESPRÄSIDENT JOACHIM GAUCK
Von Uwe Rada und Alke Wierth
Eine große Familie türkischer Herkunft kommt mit einer der wenigen Deutschlandfahnen. „Wir sind Muslime, wir sind gegen Terror und wir sind gegen Pegida“, sagte der älteste von ihnen, der die Fahne trägt. „Und wir sind Deutsche, deshalb die Fahne.“ Eine Frau Mitte fünfzig, elegant gekleidet, trägt ein Schild, auf dem „Für“ steht. „Nein“, lacht sie, „das ist keine Parole. Wir sind zu dritt, die anderen kommen noch, dann wird daraus „Für die Freiheit.“
Alle gemeinsam für Toleranz und gegen Ausgrenzung: Ein wenig erinnert die Mahnwache am Brandenburger Tor an das große Zusammenrücken der Pariser und Franzosen am Sonntag.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist da, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), VertreterInnen der Bundestagsparteien und des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Bundespräsident Joachim Gauck spricht zu den Teilnehmern: „Der Terror wollte uns spalten. Erreicht hat er das Gegenteil“, sagt er. „Was in Paris passiert ist, rüttelt uns auf“, sagt auch der Berliner Bischof Markus Dröge. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagt: „Der friedliche Islam Auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor kommen Tausende zusammen, um hat in Deutschland und Berlin ein Zuhause und ich wünsche mir, dass er noch sichtbarer und noch mehr wahrgenommen wird, damit Ängste schwinden und Vertrauen wächst.“
Schon am Montag hatte Angela Merkel den Ton vorgegeben. Sie sei „Bundeskanzlerin aller Deutschen, unabhängig von deren Religion“. Eine Äußerung, die der CDU-Bundestagsabgeordnete und Innenexperte Wolfgang Bosbach unterdessen einschränkte: Die Scharia etwa gehöre „ganz gewiss nicht zu Deutschland“, widersprach er seiner Parteichefin am Dienstag.
Eigentlicher Veranstalter der Mahnwache unter dem Motto „Zusammenstehen – Gesicht zeiAuf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor kommen Tausende zusammen, um gen“ ist der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und die Türkische Gemeinde Berlin (TGB). Auch der größte islamische Dachverband in Deutschland Ditib nimmt an der Kundgebung teil. Mit zwei Koranversen erinnert der ZMD an Worte Allahs, keine Menschen zu töten und gottesfürchtig zu sein. Aymam Mazyek, Generalsekretär des ZMD, sagt auf dem Pariser Platz: „Wir alle sind Deutsche – Juden, Christen und Muslime“. Explizit bezieht er sich auf jenen Mitarbeiter des jüdischen Kaufhauses in Paris, einen muslimischen, schwarzen Flüchtling aus Afrika, der die Leben vieler Geiseln rettete, indem er sie im Kühlraum versteckte. Am Freitag wollen Imame mit Mitgliedern der Ditib-Gemeinden außerdem nach dem Freitagsgebet aus Solidarität vor deutschen Verlagshäusern Mahnwachen abhalten. Das solle „zeigen, dass uns als Muslimen die Presse- und Meinungsfreiheit genauso wichtig ist wie anderen Demokraten auch“, so Bekir Alboga, Ditib-Generalsekretär im Gespräch mit der taz..