JOST MAURIN ÜBER DEN SKANDAL MIT GENMAIS IN SIEBEN BUNDESLÄNDERN : Der Staat macht sich vom Acker
Jetzt ist die Aufregung groß. Zu Recht, denn die Verunreinigung von herkömmlichem Saatgut mit illegalem Genmais unterläuft langfristig die demokratischen Entscheidungsprozesse in diesem Lande. Dieser Skandal muss Konsequenzen haben: Der Staat muss effizienter kontrollieren und Gesetzeslücken schließen.
Bis heute spricht sich eine stabile Mehrheit der Menschen in Deutschland gegen Genlebensmittel aus. Zuletzt gab die Bundesregierung diesem Druck aus der Bevölkerung nach, indem sie vor einem Jahr die Maissorte MON810 des US-Konzerns Monsanto verbot. Doch falls die schleichende Verunreinigung von Saatgut, Futter- und Lebensmitteln mit Genpflanzen so weitergeht, könnte die Agro-Gentechnik am Ende durch die Hintertür doch Einzug halten. Denn je mehr dieser Pflanzen im Umlauf sind, desto schwieriger lassen sie sich von konventionellen trennen.
Schon jetzt müssen gerade Futtermittelhersteller Unsummen für den Kampf gegen die ständigen Verschmutzungen in ihren Silos ausgeben. Was aber macht die Bundesregierung? Sie will dafür sorgen, dass die Grenzwerte angehoben werden und selbst solche Genpflanzen in Importfutter für die Tierhaltung toleriert werden, die bislang in der EU nicht zugelassen sind.
Das Gegenteil ist nötig: Die Verbote gentechnischer Pflanzen müssen viel strikter durchgesetzt werden. Die Behörden können sich nicht damit heraus reden, für die Kontrollen seien die Saatguthersteller zuständig. Bislang untersuchen die Ämter nur wenige Stichproben auf Verunreinigungen. Das reicht nicht aus angesichts der vielen Importe aus Regionen, in denen Gentechnik weit verbreitet ist.
Gleichzeitig müssen die Gesetze verbessert werden. Es reicht nicht, nur den Anbau bestimmter Pflanzen zu verbieten – auch der Handel gehört bestraft. Damit die Behörden die Gensaat schon früher aus dem Verkehr ziehen können – und nicht erst, wenn die Saat schon auf dem Acker ist.
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