EVA VÖLPEL ÜBER DIE VERMÖGENSUNGLEICHHEIT IN DEUTSCHLAND : Das Elend der Politik
Deutschland ist wieder mal Weltmeister – nicht nur im Exportbusiness, sondern auch bei der ungleichen Verteilung von Vermögen in der Eurozone. Die Zahlen zeigen, dass sich die tiefe Kluft zwischen Reich und Arm in den letzten zehn Jahren auf hohem Niveau verfestigt hat. Real dürfte die Ungleichheit sogar noch höher ausfallen, denn die Reichen lassen sich nicht gern in die Karten schauen, ihr Nettovermögen wird statistisch untererfasst.
Vor allem die SPD, aber auch die Grünen dürften die Daten mit einigem Unwohlsein studieren. Sie haben die enorme Ungleichheit gefördert: durch die rot-grünen Steuerreformen Anfang der 2000er Jahre, durch die Hartz-Reformen und den gewachsenen Niedriglohnsektor. Deutlich zeigt sich, dass seither die Ersparnisse der Arbeitslosen drastisch gesunken sind und die Verschuldung der einkommensschwächsten Personen gestiegen ist. Und just am Dienstag kam die Meldung, dass die Beschäftigten im Schnitt 2013 real weniger Lohn in der Tasche haben als noch im Jahr 2000.
Für die Sozialdemokraten sind die Zahlen eine doppelte Blöße. Die SPD hat nicht nur Weichenstellungen vorgenommen, die zur aktuellen Situation beitragen. Sie hat in den Koalitionsverhandlungen auch die Forderung nach einer gerechteren Besteuerung höherer Einkommen und Vermögen geschwind ad acta gelegt. Während die Grünen, in die Opposition verbannt, umgehend ihren Spitzenkandidaten köpften, der am vehementesten auf etwas mehr soziale Gerechtigkeit gedrängt hatte. Darin zeigt sich das ganze Elend einer politischen Haltung, die ihr Fähnchen stets dann anders in den Wind hängt, wenn nur genug Gegenwind von Lobbyverbänden und einem Teil der Medien bläst. Die Zahlen aber zeigen: Nichts ist so aktuell wie der Ruf nach Umverteilung von oben nach unten.
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