: Bismarckbund denkt über Volksaufstand nach
Der rechtslastige Bismarckbund gedenkt im Sachsenwald bei Hamburg dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 und will den „DDR-Unrechtsstaat“ anprangern. Die Festrede wird Dieter Stein halten, Chefredakteur der „Jungen Freiheit“
Am Sarkophag des „Eisernen Kanzlers“ wird der erlauchte Kreis am heutigen Dienstag zusammenkommen. An diesem Abend nämlich beginnt im Mausoleum zu Friedrichsruh im Sachsenwald die Feierlichkeit des „Bismarckbund e.V.“ (BB) zum Gedenken an den Volksaufstand des 17. Juni 1953. Seit Jahren lädt dazu der schleswig-holsteinische BB-Landesbeauftragte Stephan Ehmke ein.
Die Einladungen zu dieser Veranstaltung gehen nur schriftlich raus. Der BB, dessen Schirmherr Bismarck-Urenkel Fürst Ferdinand von Bismarck ist, möchte unter sich bleiben. In der Einladung schreibt Ehmke, der für die CDU im Kieler Stadtrat sitzt: Da „linke und linksextreme politischen Positionen tagtäglich an Einfluss zunehmen, dies einhergehend mit einer systematischen Verharmlosung des ‚DDR‘-Unrechtsstaates“, sei es wichtig sich „heute des heldenhaften Volksaufstands in Mitteldeutschland“ zu erinnern. Mitteldeutschland? Wo liegt für den CDU-Ratsherren Ostdeutschland?
Die Festrede hält übrigens Dieter Stein, Chefredakteur der Jungen Freiheit (JF). Im vergangenen Jahr, zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober, nahm Bismarck Stein in den Orden auf. Die JF liegt dem Fürsten am Herzen. Zum 10-jährigen Bestehen schickte er der Zeitung „herzliche Glückwünsche“. Im Interview mit der JF beklagte Bismarck einst die „geistige Revolte der 68er“.
Die Junge Freiheit ist umstritten. Letztes Jahr legte der SPD-Politiker Stephan Braun eine Studie zur JF vor. Sein Einschätzung: „Die Wochenzeitung ist das Leitorgan der intellektuellen Neuen Rechten, die gezielt versucht, die Grenzen zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus zu verwischen.“
Am Tag der Aufnahme in den Bismarckbund von Stein hielt Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler die Rede. Der ehemalige Vorsitzende der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) wetterte, dass nicht bloß „Multikulti und Gender Mainstream“ Kultur und Nation gefährden, sondern auch die „transnationale Hochfinanz“. Namentlich die Familien Rothschild und Rockefeller.
Regelmäßig würdigt der BB, 1981 von den früheren Referenten im NS-Propagandaministerium Hugo Wellems mitgegründet, auch Rechtsextreme. 2005 erhielt Albrecht Jebens einen Orden, der einst im Vorstand der „Gesellschaft für Freie Publizistik“ war, laut Verfassungsschutz die „größte rechtsextreme Kulturvereinigung“. ANDREAS SPEIT