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Archiv-Artikel

Die christliche Minderheit

KOPTEN Sieben bis neun Millionen Christen leben in Ägypten. Sie fühlen sich als Bürger zweiter Klasse – obwohl Religionsfreiheit in der Verfassung steht

BERLIN dpa/epd | Etwa sieben bis neun Millionen der 83 Millionen Ägypter sind Christen. Die meisten von ihnen gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an. Sie ist die größte christliche Gemeinschaft im Nahen und Mittleren Osten. Ihr Name geht auf eine Verkürzung des griechischen Wortes aigyptios zurück, mit dem man einst die christlichen Nachfahren der Ägypter des Altertums bezeichnet hatte.

Oberhaupt der Kopten ist bereits seit 1971 Papst Schenuda III., Patriarch von Alexandria. Weltweit wird die Zahl der Kopten auf etwa zehn bis 15 Millionen geschätzt; bis zu 10.000 leben in Deutschland. Große Auslandsgemeinden gibt es in den USA. Der Überlieferung nach gründete der Evangelist Markus die Kirche in Ägypten vor rund 2.000 Jahren. Die eigentliche koptisch-orthodoxe Kirche entstand nach dem Konzil von Chalkedon im Jahre 451. Damals unterlag der Patriarch von Alexandria im dogmatischen Streit um die Natur Jesu Christi. Die koptisch-orthodoxe Kirche unterhält in Ägypten viele Klöster.

Im Zuge der Islamisierung ab 640 traten viele Kopten zum Islam über oder wurden gewaltsam dazu gezwungen. Durch das Erstarken des islamischen Fundamentalismus in den vergangenen 20 Jahren kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Kopten in Ägypten. So wurden vor einem Jahr mehrere koptische Christen im oberägyptischen Nag Hammadi bei einem Heiligabendgottesdienst ermordet. Anschließend kam es unter anderem in Deutschland zu Solidaritätsdemonstrationen.

Obwohl die ägyptische Verfassung die Religionsfreiheit garantiert, sind Christen vor allem in Oberägypten gefährdet. Im Umgang mit den Behörden fühlen sich Christen oft als Bürger zweiter Klasse behandelt. Kopten erhalten in der Regel keine führenden Positionen beim Militär, beim Geheimdienst, bei der Polizei oder bei der Justiz, wie aus einer Broschüre der württembergischen Landeskirche zum „Gebetstag für verfolgte Christen“ am 20. März 2011 hervorgeht.