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Archiv-Artikel

WAS NEONAZIS AUF EINEM ANWESEN BEI ESCHEDE TREIBEN Sonnenwende bei Bauer N.

Der Arbeitseinsatz ist schon vorbei: Rund 50 Kameraden halfen bei Bauer Joachim N., sein Haus wurde gestrichen, der Hof aufgeräumt. Ein Zeichen des Dankes, erklärt die rechtsextreme „Kameradschaft 73 Celle“ im Internet – dafür, dass die Familie seit über 20 Jahren ihr Grundstück unweit des niedersächsischen Ortes Eschede der „nationalen Bewegung“ für Veranstaltungen zur Verfügung stelle. So wie auch wieder am kommenden Samstag, wenn ab 16 Uhr auf dem Anwesen eine Sonnenwendfeier abgehalten wird.

Längst hat sich der Hof zu dem Neonazizentrum im Norden überhaupt entwickelt. In den vergangenen drei Jahren fanden dort elf große Treffen der Szene statt. „Diese Aktivitäten strahlen aus“, sagt David Janzen von der Braunschweiger Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt. In der Vergangenheit hätten die Sonnenwendfeiern auch solche Jugendlichen aus der Region angelockt, die nur „lose Kontakte zur Szene haben“, sagt er. Pastor Wilfried Manneke aus Unterlüß sagt: „Wir hatten schon früher einmal so eine Situation.“ Ein gutes Dutzend ihm bekannter Jugendlicher habe sich festen Neonazigruppen angeschlossen und Spätaussiedler bedroht.

„Wir haben dann nicht bloß im Konfirmandenunterricht den Rechtsextremismus thematisiert, sondern gezielt die Jugendlichen und ihre Eltern angesprochen“, sagt Manneke. Acht der Jugendlichen seien sogar regelmäßig zu Treffen gekommen. Heute, sagt der Pastor, seien zwei davon noch in der rechten Szene. Lag es am Engagement einer eigens gegründeten Arbeitsgruppe, dass die anderen sich wieder abwandten? Nein, da spielten auch andere Dinge mit rein, sagt Manneke.

Geduld mussten bisher all die aufbringen, die gegen das Geschehen auf N.s Hof demonstrieren wollten: Stets sah die örtliche Verwaltung im Protest das Problem. Auch am Samstag soll den Neonazis der Weg versperrt werden – diesmal in Absprache mit Behörden und Polizei.