: Er macht Schluss
ARD Der Talkmaster Reinhold Beckmann gibt auf – endlich
Die Häuptlinge der ARD haben es geschafft – einer kann schlicht nicht mehr: Reinhold Beckmann zieht sich mit seiner wöchentlichen Talksendung zurück. Der Dauerdebatte über den Sinn oder Unsinn der politischen Talkshows im Senderverbund sei er „einfach müde“, sagte der 57-Jährige. Und auch: Sein Intendant, Lutz Marmor vom NDR, sei schon seit drei Wochen im Bilde. Erstaunlich ist damit bei diesem Vorgang nicht zuletzt, wie lange die Info unter Verschluss blieb.
„Beckmann“ ist freilich kein Verlust für das Programmschema des Ersten: Der Talk ist so weich wie Beckmann selbst – Worthülsen statt Substanz. Und dennoch ist Beckmann ein Stück weit ein Guter, denn mit seinem selbst gewählten Schicksal beendet er eine recht leidige Debatte. Fünf Talks pro Woche, das war einfach zu viel Geplapper im Ersten, das haben selbst die ARD-Chefs und ihr Programmdirektor Volker Herres noch eingesehen. Allein: Die nötige Exit-Strategie fiel den Hierarchen dann über Jahre schwer, wie so oft.
Beckmann wiederum klopft sich jetzt auf die Schulter, als sei er ein öffentlich-rechtlicher Chuck Norris, der Unmenschliches leistet. Er habe jedenfalls den Eindruck, „ein ARD-internes Gerangel um zu viel Talk im Ersten“ gelöst zu haben. Aufatmen kann vor allem Anne Will. Sie musste einst Günther Jauch weichen und vom Sonntag auf den Mittwoch wechseln. Weil der NDR mit ihr, Jauch und Beckmann seitdem aber drei der fünf Talks lieferte, war absehbar, dass, wenn überhaupt, dann in diesem Kreis der Rotstift hätte angesetzt werden müssen. Und um Jauch ging es freilich nie.
Mit seinem Schritt beschenkt Beckmann aber nicht nur seine Kollegin, sondern auch die Programmstrategen: Das Erste wird in seinem Abendprogramm endlich flexibler, irgendwann 2014 stets donnerstags nach den „Tagesthemen“. Damit tut sich die Chance auf, Substanz im Programm wieder größeren Vorrang einzuräumen.
DANIEL BOUHS