: Justiz sucht jetzt U-Boot wegen Unfallflucht
Französische Ermittlungsrichter verfolgen neue Spur nach Untergang des Fischerbootes „Bugaled Breizh“ vor 4 Jahren
PARIS taz ■ Vier Jahre hat es gedauert. Vier lange Jahre Einsamkeit und Spott haben die Angehörigen der fünf Seeleute ertragen, die mit dem bretonischen Fischerboot „Bugaled Breizh“ untergegangen sind (taz vom 23. 6. 2004). An diesem Wochenende haben sie zum ersten Mal von der Justiz das gehört, was sie von Anfang an vermutet haben: Es war ein U-Boot, das den Untergang verursacht hat. Das ist die ernst zu nehmende Hypothese der beiden UntersuchungsrichterInnen im bretonischen Städtchen Quimper. Nachdem sie alle anderen Unfallursachen ausgeschlossen haben, wollen nun dem Ursprung der Titanspuren an den Seilen der Netze der „Bugaled Breizh“ nachgehen. Titan wird für den Anstrich von U-Booten verwandt.
Als unfallflüchtige Täter kommen diverse U-Boote in Frage. Darunter mindestens ein niederländisches, ein englisches und das deutsche U-22. Alle befanden sich zum Unfallzeitpunkt im Gebiet vor Kap Lizard am Südrand von Cornwall, in der Nähe der gesunkenen „Bugaled Breizh“. Zum Unfallzeitpunkt fand in der dicht befahrenen Seefahrtsstraße sowohl das Nato-Manöver Aswex als auch ein britisches Seemanöver stattfand. Details über Standorte und Art der beteiligten U-Boote hat die französische Justiz freilich nie erhalten können. Die beteiligten Militärbehörden schweigen bis heute.
Die „Bugaled Breizh“ war am 15. Januar 2004 rund 50 Kilometer vor Kap Lizard von der Wasseroberfläche verschwunden. Zwischen dem Notruf und dem Untergang des Trawlers vergingen nur 37 Sekunden. „Kommt schnell! Wir kentern“, waren die letzten Worte, die Kapitän Yves Gloaguen um 12.30 Uhr in den Funk rief. Es war ein kalter Wintertag. Mit leicht aufgewühlter See mit Wellen von maximal zweieinhalb Meter Höhe – kein Problem für erfahrene Seeleute wie die Besatzung der „Bugaled Breizh“.
Bei der Bergung des Schiffes zeigte sich, dass das Boot nur von unten beschädigt war. Dennoch verfolgten die Ermittler hartnäckig die Spur eines Zusammenstoßes mit einem Containerschiff. Sie ließen in Häfen in Ägypten und China Farbe vom Rumpf von Containerschiffen kratzen. Der Verdacht bestätigte sich genauso wenig wie jener, die Besatzung der „Bugaled Breizh“ hätte den Unfall selbst verursacht, weil sich ihr Fangnetz im Sand am Seeboden verfangen hätte. DOROTHEA HAHN