piwik no script img

Sparer gesucht

CHEF Drei Männer stehen heute zur Wahl für den WDR- Intendantenposten. Der Neue hat vor allem eine Aufgabe: weniger ausgeben

Tom Buhrow ist der Star unter den Bewerbern. Was viel über die Attraktivität des Postens aussagt

VON JÜRN KRUSE

Heute um 18 Uhr soll alles klar sein. Dann will der WDR-Rundfunkrat den neuen Intendanten des Westdeutschen Rundfunks ausrufen. Vorher muss das Gremium aber noch abstimmen. Die 48 Mitglieder haben die Wahl zwischen „Tagesthemen“-Moderator Tom Buhrow, Radio-Bremen-Intendant Jan Metzger und Stefan Kürten, Direktor bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU), dem Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen Sender in Europa.

Buhrow ist so etwas wie der Star unter den drei übrig gebliebenen Bewerbern. Was schon viel aussagt über die Attraktivität des Postens. Noch ist schwer vorstellbar, wie sich der charmierende Nachrichtenankündiger, von dem viele Zuschauer nicht wissen, ob er einen Unterkörper hat, im eigenen Sender oder unter den anderen Intendanten dieser Republik wie Lutz Marmor, Peter Boudgoust und Co. behaupten will. Immerhin kommt Buhrow, der beim WDR volontierte und später auch moderierte, ursprünglich aus dem eigenen Haus. Der 54-Jährige hat jedoch kaum Leitungserfahrung, müsste also im laufenden Betrieb lernen, sich intern wie extern durchzusetzen.

Dieses Kriterium erfüllt Jan Metzger deutlich besser. Wenn es so etwas gibt wie einen öffentlich-rechtlichen Karriereplan, hat ihn der Nochbremer optimal durchlaufen: gelernt beim Hessischen Rundfunk, dort als Moderator und Reporter gearbeitet, von 1988 bis 1994 Korrespondent (erst auf der Iberischen Halbinsel, dann in der damaligen Tschechoslowakei), anschließend diverse leitende Positionen beim HR, ab 2006 beim ZDF Chef des „heute journals“ und seit 2009 Intendant bei Radio Bremen. Nun also von der kleinen, chronisch unterfinanzierten zur großen Anstalt WDR mit seinen mehr als 4.000 Beschäftigten und einem Budget von 1,4 Milliarden Euro zu wechseln wäre der logische Schritt. Allerdings bemängeln nicht wenige, dass der 57-Jährige in Bremen kaum etwas bewegt hat. Einst brachte der Sender Rudi Carrell und Hape Kerkeling groß raus, heute stellt er das einzig innovative Format des Senders, die „Tageswebschau“, ein (noch bevor sie irgendjemand kennengelernt hat).

Das Kaninchen, das die vom Rundfunkrat eingesetzte Findungskommission aus dem Hut zauberte, hört auf den Namen Stefan Kürten. Der Jurist arbeitet bei der EBU, wo er für den Einkauf von Sportrechten verantwortlich ist. Vorher war er beim ZDF in der Sportredaktion, leitete die Teams bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano und 2000 in Sydney.

Immerhin hinterlässt die ausgeschiedene Intendantin Monika Piel ihrem Nachfolger eine Aufgabe, an der sich der Neue abarbeiten kann: In der letzten Gebührenperiode (2009 bis 2012) sammelte der Kölner Sender einen Fehlbetrag von mehr als 100 Millionen Euro an. Der Haushaltsplan für 2013 sieht ein weiteres Minus von gut 55 Millionen Euro vor. Viel Spaß beim Sparen!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen