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Archiv-Artikel

„Wir sind sehr zufrieden“

DINA FOXX ZDF-„Kleines Fernsehspiel“-Chefin Claudia Tronnier über den Erfolg des Crossover-Experiments aus TV und Internet, junge Zuschauer und die ZDF-Reform

Claudia Tronnier

■ Die studierte Indologin begann 1990 als freie Mitarbeiterin beim ZDF. 2000 wurde sie stellvertretende Redaktionsleiterin, 2008 dann Chefin beim „Kleinen Fernsehspiel“.

INTERVIEW DAVID DENK

taz: Frau Tronnier, ist das Konzept Ihrer Redaktion aufgegangen, mit „Dina Foxx“ einen Krimi im Fernsehen beginnen und dann in einer dreiwöchigen Schnitzeljagd im Internet „fertigspielen“ zu lassen?

Claudia Tronnier: Absolut, wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen aus der Medienforschung. Insgesamt wurden die „Dina Foxx“-Webseiten rund zwei Millionen Mal abgerufen, die Videos in der ZDF-Mediathek und auf YouTube etwa 200.000 Mal. Mehr als 1.000 User gehörten zu den aktiven Spielern, die den schwereren der beiden Lösungswege wählten. Solche Zahlen sind fürs „Kleine Fernsehspiel“ alles andere als alltäglich. Auch die Quote stimmte – obwohl ich auf die Verlängerung beim Fußballspiel Real Madrid–FC Barcelona vorher gut hätte verzichten können: Trotzdem blieben ab 0.05 Uhr noch 670.000 Zuschauer dabei, das entspricht einem Marktanteil von 8,2 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 7,3 Prozent.

Was macht Sie neben den Zahlen besonders stolz?

Dass sich so viele User das Spiel zu eigen gemacht haben, sie insgesamt 14.000 Kommentare ausgetauscht haben und sogar im Internet Mindmaps angelegt und gepflegt haben, die die sehr komplexen Beziehungen zwischen den Figuren veranschaulichen. Diese Community kam der Lösung schneller bedrohlich nahe, als wir gedacht hätten, sodass unser Team noch eifrig improvisieren musste und den Live-Charakter des Spiels so noch gestärkt hat. Es ist uns gelungen, das klassische Lean-Back-Medium Fernsehen ins Internet zu erweitern – eine Form, die sicherlich das Potenzial hat, vielleicht nicht eins zu eins, aber doch vom Prinzip her erneut umgesetzt zu werden. Wir werden an der Schnittstelle von Fernsehen und Internet weiterarbeiten.

Gibt es auch etwas, das nicht so gut funktioniert hat?

Da möchte ich unserer Teamauswertung in den nächsten Tagen nicht vorgreifen. Neben dem „Kleinen Fernsehspiel“ und der Zentralredaktion „Neue Medien“ des ZDF waren ja auch noch Teamworx Ludwigsburg und das für die Schnitzeljagdphase besonders wichtige UFA Lab an diesem bislang größten Alternate Reality Game in Deutschland beteiligt. Wenn etwas allerdings offenkundig so ganz und gar nicht funktioniert hätte, würde ich Ihnen das jetzt auch sagen.

Was wissen Sie über die Altersstruktur der Spieler?

Wenig. Anders als beim Fernsehprogramm darf das Alter bei der Internetnutzung aus Datenschutzgründen nicht gemessen werden. Nach der Sprache, die sie in ihren Kommentaren benutzen, zu urteilen, waren sie allerdings deutlich jünger als das ZDF-Kernpublikum …

was keine große Kunst ist. Das ZDF bemüht sich derzeit verstärkt um jüngere Zuschauer, mit den Digitalkanälen ZDFneo und ZDFkultur und indem nun auch das Hauptprogramm umgebaut wurde, mit früheren, besseren Sendeplätzen für Dokus und das „auslandsjournal“. Profitiert auch die Nachwuchsredaktion „Kleines Fernsehspiel“ von dieser Reform?

Nicht direkt, am wöchentlichen Sendeplatz gegen Mitternacht am Montagabend zum Beispiel wird sich so schnell nichts ändern, aber die Offenheit ist größer geworden, uns zwischendurch ausnahmsweise mal früher zu platzieren. So wird etwa der Auftaktfilm zu unserer Sommerreihe „Gefühlsecht“, „Salami Aleikum“ von Ali Samadi Ahadi, in diesem Jahr um 20.15 Uhr laufen, eventuell auch noch ein zweiter Film. Die Platzierungsfrage ist aber ambivalent: Je sichtbarer wir werden, desto größer sind zwar unsere Profilisierungschancen, wir stünden auf einem regelmäßig früheren Sendetermin aber auch unter einem ganz anderen Erfolgsdruck.