piwik no script img

Archiv-Artikel

Unterstes Regal

TRASH Verunglückte Hommage an Exploitationfilme: „Machete Kills“ von Robert Rodriguez

Die Handlung in Kürze: Ein schizoider Wahnsinniger bedroht Washington mit einer Bombe

Jeder gute Comedian weiß: Die Show beginnt nicht mit dem besten Gag. Eine Einsicht, die Robert Rodriguez bislang wohl verwehrt blieb: Der Regisseur lässt den zweiten Teil seiner überdrehten Hommage an das Exploitationkino der siebziger Jahre rund um den schweigsamen mexikanischen Quasisuperheld Machete (Danny Trejo) gleich mit dem Fake-Trailer zum dritten Teil beginnen und brennt damit schon nach zwei Minuten das einzige Highlight ab.

Wie man erfährt, katapultiert es Machete endgültig ins All, genauer: in die kunterbunte Schrott- und Pappewelt der Spaceploitation, die im Zuge des „Star Wars“-Erfolgs massenhaft ins Kino und alsbald in die Videotheken schwappte. Der Sinn fürs anspielungsreiche Detail, die Freude am durchgeknallten Schwachsinn und die hübsche Ausstattung lassen für eine Sekunde lang beinahe den Umstand vergessen, dass Machete eigentlich gerade noch ziemlich ebenerdig an der Grenze zwischen USA und Mexiko die Karten neu gemischt hatte. Und jetzt soll der im All seine Klinge schwingen?

Guter Einwand, beziehungsweise eben noch nicht jetzt: Denn faktisch sitzt man in Teil zwei, der zwar nahe der mexikanischen Grenze beginnt, aber tatsächlich im Weltall endet. Dazwischen herrscht Durststrecke mit vielen aufgewärmten Gags, einem deutlich abbauenden Danny Trejo und reichlich verworrenem Plotkäse aus der Schublade für Bondsploitation. Kürzestfassung: Ein schizoider Wahnsinniger bedroht Washington mit einer Bombe, nur Machete – einst Staatsfeind, jetzt vom Präsidenten protegiert – kann die außenpolitische Schieflage geradebiegen. Eigentlich stimmig, dass sich Rodriguez nicht bloß am Hitman-Stoff aus Teil eins orientiert, sondern seine Filmreihe offensichtlich so amorph anlegt wie das klassische Exploitationkino, das die Trends großer Filme für zweit- bis drittklassige Produktionen ausschlachtete. Dabei greift Rodriguez keine neuen Impulse auf, sondern grast im Leerlauf klar umrissene Bestände ab, jedoch ohne etwa Quentin Tarantinos auteuristischen Sinn für eine veredelnde Inkorporation aufzuweisen. Und der eh schon etwas schale Witz, die Amoralismen des alten Exploitationkinos noch mal lustvoll zu zelebrieren, wird hier nun endgültig zu Tode geritten, genau wie die Lust auf Machete im All im übrigen.

Nach dem miesen US-Kinostart dürfte sich dieses Abenteuer wohl ohnehin nur noch dort abspielen, wohin sich auch der Exploitationfilm in den Achtzigern verkroch: In den unteren Videothekenregalen. THOMAS GROH

■ „Machete Kills“. Regie: Robert Rodriguez. Mit Danny Trejo, Jessica Alba u. a. USA 2013, 107 Min.