: Kein Großereignis ohne linken Protest
Linke Gruppen kündigen Protestaktionen zur Fußball-WM an. Sie kritisieren den „ausufernden Sicherheitswahn“
Es gab sie bei der Olympia-Bewerbung in den 90ern, bei der Expo 2000 in Hannover. Und bei der Fußball-WM dürfen sie natürlich auch nicht fehlen: die KritikerInnen der Großevents.
Während in der ganzen Stadt die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft auf Hochtouren laufen, wärmt sich auch die Gegenseite auf. „Kick It“ heißt ein eigens für die WM gegründetes Bündnis aus Antifas, Berliner Sozialforum, Naturfreundejugend und dem Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF), das sich nach eigenen Worten „kritisch“ mit der Fußball-WM auseinander setzt und Proteste plant. „Wir haben nichts gegen Fußball“, betont Karsten Gehrmann, Sprecher der Initiative. Was ihn aber störe, sei die Art der Inszenierung. „Vor dem Hintergrund einer euphorischen Vorfreude auf das WM-Spektakel im eigenen Land werden sicherheitspolitische Maßnahmen ergriffen und Fakten geschaffen, die zu jedem anderen Zeitpunkt eine Welle der Empörung hervorrufen würden.“
Einige Beispiele, die das linke Bündnis kritisiert: Alle WM-Beschäftigten und auch sämtliche Stadienbesucher sollen „Zuverlässigkeitsüberprüfungen“ durch Geheimdienste und Polizei unterzogen werden. Damit würden die Menschen pauschal verdachtsunabhängigen polizeilichen Kontrollen unterzogen. Die mehrmonatige Einschränkung der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit hätte zur Folge, dass Bettler, Skater und andere verdrängt werden – damit sich die Hauptattraktionspunkte „störungsfrei“ präsentieren können. Völlig überzogen findet die Initiative auch, dass der Luftraum durch Aufklärungsflugzeuge überwacht werden soll. Und den zu erwartenden „Zwangsarbeitseinsatz von 1-Euro-Jobbern“ kritisieren sie ebenfalls. All diese Maßnahmen bedeuten eine Einschränkung der Grundrechte, sagt Nina Roth von der Naturfreundejugend.
Erste Einschränkungen soll es laut Gehrmann bereits geben. So sei ihnen bereits von der Stadtverwaltung mitgeteilt worden, dass sämtliche Veranstaltungen nur eingeschränkt stattfinden dürften. Ausnahmen gebe es nur für den Karneval der Kulturen und das Seifenkistenrennen im Wedding. Auch die Veranstalter des globalen Aktionstags während des G-8-Gipfels am 1. Juli im russischen Sankt Petersburg sollten sich auf Einschränkungen gefasst machen, soll ihnen mitgeteilt worden sein.
Und trotzdem hat das Bündnis mindestens eine Protestaktionen bereits geplant: Mit einer so genannten Kick-It-Tour wollen die Gruppen am 2. Juni verschiedene Orte in Berlin aufsuchen, die im direkten Zusammenhang mit der WM stehen. Darunter den Potsdamer Platz, Arbeitsagenturen und die Zentrale des Hauptsponsors Coca-Cola in der Friedrichstraße.
Die Polizei ist informiert, bestätigte ein Polizeisprecher. Er blickt jedoch gelassen auf die angekündigten Aktionen: Angesichts der zu erwartenden Menschenmassen, die sich an diesen Tagen in der Stadt aufhalten werden, würde eine Ansammlung mehr oder weniger auch nicht weiter auffallen. FELIX LEE
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