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Das Patenabo

Ulrike Becker ist Abopatin Du bist keine Dekoration

Drei Jahre taz Patenabo für Pinkstinks! Mit klaren Absagen an Sexismus, Rassismus und Homophobie prägt die Initiative Debatten um Werbemedien und Kinderschutz.

Das Team von Pinkstinks in Hamburg freut sich über ein dreijähriges taz-Abo. Bild: Knud Eggers

Der Valentinstag am 14. Februar wird umgedeutet: Die weltweite Protestaktion „One Billion rising“ macht erneut auf Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen aufmerksam. Statt Pralinen und Blumen fordern die Beteiligten Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Teilhabe. Wie im letzten Jahr mischen Pinkstinks wieder kräftig mit.

Der Verein setzt sich gegen Sexismus ein und kritisiert limitierte und stereotype Rollenbilder, die medial an Kinder und Jugendliche herangetragen werden, aber auch Erwachsene unzufrieden machen. Da Firmen mit immer extremeren Sexismen werben, um an einem gesättigten Markt wahrgenommen zu werden, besteht Handlungsbedarf. In der Handlungspflicht sehen Pinkstinks deshalb sowohl den Werberat (die selbstdisziplinäre Einrichtung der deutschen Werbewirtschaft) als auch den Gesetzgeber. Gemeinsam mit Terre des Femmes formulierte Forderungen sollen im Februar den GesetzgeberInnen vorgelegt werden.

Ein taz-Abo für drei Jahre

Abopatin Ulrike Becker arbeitet in Hamburg als Richterin und liest die taz, seit sie 18 Jahre alt ist. Als sie die Bilder von Abopate Hans-Christian Ströbele sah, entschloss sie sich, auch eine Organisation zu unterstützen: Sie ist sich sicher, dass Mädchen positive Rollenmodelle brauchen, um nicht in die in der Konsum- und Medienwelt gestellte Falle von Selbstunterschätzung und einer geschlechtsbezogenen Berufswahl zu tappen. Für drei Jahre ist sie nun Abopatin und unterstützt Pinkstinks mit der taz.

Vorbereitend für „One Billion Rising“ schreiben Pinkstinks auf ihrer Website: „Eine dieser Forderungen, das dürfen wir schon sagen, wird eine stärkere Kontrolle von sexistischer Werbung und sexistischen Darstellungen in den Medien sein. Denn sexistische Werbung ist strukturelle Gewalt.“

Frauenkörper sind keine Dekoration

Beispielhaft für solche Werbung sind nach dem Prinzip „Sex sells“ angelegte Motive, in denen sexualisierte Körper als Dekoration mit dem beworbenen Produkt dargestellt sind, ohne dass ein Bezug zwischen beiden herstellbar ist.

Besonders Kinder, denen es ungeachtet aller Bemühungen, ihnen das Werkzeug der Medienkompetenz in die Hände zu legen, noch an Einschätzungsvermögen mangelt, sind nach Ansicht von Pinkstinks in der Bewertung von Werbung zu berücksichtigen. Kinder können noch keine kritische Haltung gegenüber den Bildern einnehmen. Der Werberat, der auch gemäß „aktuell herrschender Auffassung über Sitte, Anstand und Moral“ in der Gesellschaft über Werbeinhalte entscheidet, geht hingegen vom verständigen Durchschnittsverbraucher aus.

Es gibt so viele Arten, ein Mädchen zu sein

Die überwiegende Darstellung von Frauen als sexuell gefügig und verfügbar, konventionell schön und dünn kann auf junge Mädchen verheerend wirken: Die Zahl der von Essstörungen und psychischen Erkrankungen Betroffenen nimmt zu. Dem Besorgnis in jungem Alter um das eigene Äußere und geringem Selbstwertgefühl kommt die Konsumwelt mit Produkten zur Selbstoptimierungen scheinbar entgegen. 80% der Waren in der westlichen Welt werden von Frauen konsumiert – deshalb sollen sie unsicher gehalten werden, um weiter zu konsumieren.

Auch deshalb sagt Pinkstinks: Diskriminierung beginnt mit Bildern. Zur Demonstration gegen Sexismus in der Werbung in Berlin wurde unter dem Motto „Come as you are“ eingeladen – egal, welche Farbe, Sexualität, welches biologische oder soziale Geschlecht man hat – wichtig ist der Zusammenhalt. Der paritätisch besetzte Verein Pinkstinks strebt nach echter Gleichberechtigung und kritisiert geschlechtsspezifische Spielwelten allgemein, doch sei die psychische Erkrankung im Jahr 2014 noch immer weiblich – und darauf müsse geachtet werden.

Die Kritik von Pinkstinks trägt Früchte. Werbekampagnen reagierten auf von Pinkstinks lancierte Shitstorms. Die Außenwerbung für eine Model-Casting-Sendung wurde zurückgefahren. Der Otto-Versand nahm ein T-Shirt für Mädchen mit der Aufschrift „In Mathe bin ich Deko“ aus dem Sortiment.

Ob nun Pinkstinks und Sympathisanten, Korrelation oder Kausalität dahinter steckt – klar ist, dass im vergangene Jahr mehr Werbemotive als je zuvor vom Werberat gerügt wurden. Alle der elf bemängelten Anzeigen oder Fernseh-Spots waren sexistisch, in einem Fall war ein unbekleideter Mann abgebildet.

Schnittmengen nutzen

Langfristig soll die Aussenwerbung sich ändern: Pinkstinks möchte sich mit konkreten Vorschlägen an den Werberat wenden. Nicht jeder Betrachter ist verständiger Durchschnittsbürger, auch Kinder sehen die Plakate. Der Werberat soll Kinder als Konsumenten von Werbung anerkennen. Das uniforme Schönheitsdiktat der Werbung, die traditionellen, limitierten Rollenbilder von Frau und Mann gehören in die Vergangenheit.

Stevie Schmiedel, Gender-Forscherin und Gründerin von Pinkstinks Germany, freut sich über das dreijährige taz Abo, das dem Verein zum politschen Preis gespendet wurde. Sie betont, dass das Auffinden und Nutzen von Schnittmengen verschiedener Gruppen eine wichtige Stärkung von Aktivismus bewirken kann – die taz Bewegung zum Beispiel hilft dabei, über Demos, Tagungen und die generelle Arbeit anderer Aktivisten auf dem Laufenden zu sein. Wir wünschen viel Erfolg!

Donata Kindesperk