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Bjørn Harras ist Abopate Mut gegen rechts

Der Schauspieler Bjørn Harras unterstützt die Aktion „Störungsmelder“ mit persönlichem Einsatz – und der taz.

Bild: Martin Dziuba

Seit seiner Jugend engagiert sich der gebürtige Magdeburger Bjørn Harras (30) gegen Rassismus. Grund dafür gaben ihm schon als Heranwachsendem alltägliche Beobachtungen und persönliche Erlebnisse. Er kam früh zur Überzeugung, dass oberflächliche Kategorisierungen noch nie jemandem geholfen haben.

Bjørn unterstützt Störungsmelder mit persönlichen Einsatz und der taz. Als Abopate stellt er der Initiative die tageszeitung mit einem Jahresabo für ihre Informationsarbeit an Schulen zur Verfügung. Dort gehen Pädagogen und Prominente in den Dialog mit Jugendlichen ab 14 Jahren. Das Störende ist klar definiert: „Wir müssen reden. Über Nazis.“ Denn desto aufgeklärter und bewusster wir uns unserer Vorurteile sind, desto schwerer haben es Intoleranz, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rassismus. Ohne Widerspruch gewinnt die rechte Szene an Kraft.

Die Pädagogen fragen nach persönlichen Erlebnissen, Kontakt mit der rechten Szene und eigenen Vorurteilen. Wie kann ich helfen? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche oder etwas gegen Diskriminierung unternehmen will? Die Vermittlung konkreter Hinweise zum Umgang mit gefährlichen Situationen, zu deeskalierendem und couragiertem Verhalten soll die Jugendlichen stärken, in ihrem Umfeld selbst als Aufklärer aktiv werden zu können.

„Wer von Euch ist ein toleranter Mensch?“ – Eine Herausforderung der Kurzzeitpädagogik, wie Störungsmelder sie betreibt, ist umgebungsbedingt: In der Schule gilt gemeinhin die Unterscheidung zwischen richtig und falsch. Allgemeine Aussagen über die eigene Toleranzfähigkeit entsprechen zwar der „korrekten Antwort“. Aber nun sind persönliche Meinungen gefragt. Die inneren Haltungen der Schüler sollen von ihnen selbst überprüft werden. Denn erst, wenn man sich Vorurteile selbst bewusst macht, werden sie auch überwindbar.

Die Freiheit haben, Dinge auszusprechen

„Welche Klischees über Ausländer gibt es?“ wird in die Klasse gefragt. Jeder kennt welche. „Wir reden hier über Rassismus und Vorurteile. Dann müssen wir auch die Freiheit haben, diese Dinge auszusprechen.“ Als sich die Pädagogin von Störungsmelder als „polnische Lesbe“ bezeichnet, ist auf manchen Gesichtern ein verschämtes Grinsen zu sehen. In der Diskussion wird deutlich, dass die Schüler selbst auch unter Klischees und Kategorisierungen leiden, wenn sie zu Ausgrenzung und Abwertung führen. Ein Streber zu sein oder rothaarig oder das einzige Mädchen im Dorf, das das Gymnasium besucht – der Abgleich eigener Erfahrung von Ausgrenzung sensibilisiert für die fatalen Konsequenzen, die aus Zuschreibungen erwachsen.

Da sich gerade im Teenager-Alter die politische Identität ausprägt und Gruppenzugehörigkeit als identitätsstiftend wirkt, ist es wichtig, den Avancen der rechten Szene Gewicht entgegenzusetzen. Es ist nicht die Regel, doch gab es Klassen, in denen sich 80 Prozent der Schüler zu einer rechten Einstellung bekannten. Um diejenigen zu stärken, die ihr „Gesicht zeigen“, die widersprechen, wenn die braune Masse gleichstimmig ihren Konsens formuliert, unterstützen die Mitarbeiter von Störungsmelder die Vernetzung der kritischen Geister – stets mit dem Hinweis auf die eigene Sicherheit versehen. Aber auch langfristig bleiben die Aktivisten als Ansprechpartner bestehen.

Die Aktion Störungsmelder wurde 2008 initiiert von ZEIT ONLINE, Intro, der NGO Gesicht Zeigen!, der Agentur WE DO sowie Markus Kavka, Ole Tillmann und Klaas Heufer-Umlauf. Störungsmelder lebt von Spenden und wird außerdem vom Bundesministerium der Justiz unterstützt. Die Dachorganisation Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland existiert seit 2000 und wurde von Uwe-Karsten Heye, Paul Spiegel und Michel Friedman in Folge rassistisch motivierter Übergriffe gegründet.

Donata Künßberg