Kommentar Abtreibungsverbot: Kampagne mit langem Atem
Ungewollt Schwangere müssen sich in Argentinien weiterhin an klandestine Netzwerke wenden. Eine Lockerung ist aber eine Frage der Zeit.
Die Massen an grünbetuchten jungen Menschen werden das Abtreibungsverbot zu Fall bringen Foto: imago/ZUMA Press
Die Lockerung des Abtreibungsverbots in Argentinien ist vorerst gescheitert. Doch wer glaubt, die Sache sei damit vom Tisch, der irrt. Die Kampagne für das Recht auf einen legalen, sicheren und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch hat einen langen und ausdauernden Atem.
Vor fünfzehn Jahren wurde die Kampagne angestoßen, sechsmal wurde ihr Gesetzentwurf vom Kongress gar nicht erst angenommen, bis der Entwurf den Sprung in die Plenarsäle der beiden Parlamentskammern schaffte, und sich in einer der beiden erfolgreich durchsetzte.
Ein kurzes Aufatmen ist gegenwärtig aus der katholischen Kirche zu vernehmen. Die hatte die Lage aus ihrer Sicht völlig falsch eingeschätzt und den konservativen ProVida-Gruppen und evangelikalen Fundamentalisten lange das Feld überlassen hatte, in der irrigen Annahme, das Ganze werde in Bausch und Bogen scheitern. Umso heftiger schlugen die Bischöfe zurück, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen und um die Niederlage im Herkunftsland des Papstes abzuwenden, die Wasser auf die Mühlen der reaktionären innerkirchlichen Gegner von Franziskus geleitet hätte.
Es sind die bewegten Massen an grünbetuchten jungen Menschen nicht nur in den Straßen der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, die erkennen lassen, dass es eine Frage der Zeit ist, bis dieses Recht auch in Argentinien durchgesetzt wird. Mit diesem Bewusstsein sind Zehntausende DemonstrantInnen, die in der regnerischen Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag vor dem Kongressgebäude auf die Abstimmung der dort tagenden SenatorInnen gewartet hatten, nach ihrer Niederlage friedlich nach Hause gegangen. Von einigen Hitzköpfen abgesehen.
Was deshalb vorerst bleibt, ist der verzweifelte Alltag der ungewollt schwanger gewordenen Frauen, die sich in ihrer Not weiterhin an das klandestine Netzwerk einer florierenden Abtreibungsindustrie wenden müssen und je nach ihren Vermögensverhältnissen sich in schicken Arztpraxen oder dunklen Hinterzimmern einen Abbruch unterziehen.
Kommentar Abtreibungsverbot: Kampagne mit langem Atem
Ungewollt Schwangere müssen sich in Argentinien weiterhin an klandestine Netzwerke wenden. Eine Lockerung ist aber eine Frage der Zeit.
Die Massen an grünbetuchten jungen Menschen werden das Abtreibungsverbot zu Fall bringen Foto: imago/ZUMA Press
Die Lockerung des Abtreibungsverbots in Argentinien ist vorerst gescheitert. Doch wer glaubt, die Sache sei damit vom Tisch, der irrt. Die Kampagne für das Recht auf einen legalen, sicheren und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch hat einen langen und ausdauernden Atem.
Vor fünfzehn Jahren wurde die Kampagne angestoßen, sechsmal wurde ihr Gesetzentwurf vom Kongress gar nicht erst angenommen, bis der Entwurf den Sprung in die Plenarsäle der beiden Parlamentskammern schaffte, und sich in einer der beiden erfolgreich durchsetzte.
Ein kurzes Aufatmen ist gegenwärtig aus der katholischen Kirche zu vernehmen. Die hatte die Lage aus ihrer Sicht völlig falsch eingeschätzt und den konservativen ProVida-Gruppen und evangelikalen Fundamentalisten lange das Feld überlassen hatte, in der irrigen Annahme, das Ganze werde in Bausch und Bogen scheitern. Umso heftiger schlugen die Bischöfe zurück, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen und um die Niederlage im Herkunftsland des Papstes abzuwenden, die Wasser auf die Mühlen der reaktionären innerkirchlichen Gegner von Franziskus geleitet hätte.
Es sind die bewegten Massen an grünbetuchten jungen Menschen nicht nur in den Straßen der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, die erkennen lassen, dass es eine Frage der Zeit ist, bis dieses Recht auch in Argentinien durchgesetzt wird. Mit diesem Bewusstsein sind Zehntausende DemonstrantInnen, die in der regnerischen Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag vor dem Kongressgebäude auf die Abstimmung der dort tagenden SenatorInnen gewartet hatten, nach ihrer Niederlage friedlich nach Hause gegangen. Von einigen Hitzköpfen abgesehen.
Was deshalb vorerst bleibt, ist der verzweifelte Alltag der ungewollt schwanger gewordenen Frauen, die sich in ihrer Not weiterhin an das klandestine Netzwerk einer florierenden Abtreibungsindustrie wenden müssen und je nach ihren Vermögensverhältnissen sich in schicken Arztpraxen oder dunklen Hinterzimmern einen Abbruch unterziehen.
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Schwerpunkt Abtreibung
Kommentar von
Jürgen Vogt
Korrespondent Südamerika
Kommt aus Karlsruhe. Studierte Politische Wissenschaft in Hamburg und Berlin und arbeitete zwölf Jahre als Redakteur und Geschäftsführer der Lateinamerika Nachrichten in Berlin. Seit 2005 lebt er in Buenos Aires. Er ist Autor des Reisehandbuchs “Argentinien”, 2024, Reise Know-How Verlag.
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