Bahntrasse von Hannover nach Bielefeld: Zwei Milliarden für 40 Minuten

Die Bahn will Fahrgäste schneller von Berlin nach Köln bringen. Von der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke sind nicht alle begeistert.

Ein Fernzug der Deutschen Bahn

Zwei Milliarden zahlen, 40 Minuten sparen: Die Deutsche Bahn will schneller von Berlin nach Köln Foto: Holger Hollemann/dpa

Ein Traum wird wahr für alle Südwestniedersachsen und Nordostwestfalen. Davon ist zumindest Enak Ferlemann überzeugt. Der Traum manifestiert sich für den Bahnbeauftragten der Bundesregierung in Form einer ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke von Hannover nach Bielefeld. Es ist ein teurer Traum, und nicht alle finden ihn erfreulich.

Mit 300 Stundenkilometern sollen die Fernzüge künftig durchs Weserbergland rollen, im Halbstundentakt und ohne jeden Zwischenhalt, sagt Ferlemann. Das Ganze ist Teil des Projekts „Deutschland-Takt“, dessen Kernanliegen ist, Menschen möglichst schnell durch die ländlichen Regionen des Landes zu bringen. So soll die Bevölkerung der Großstädte vom Flugzeug in den Zug gelockt werden.

In vier Stunden sollen Fahrgäste der Bahn dann von Berlin nach Köln kommen, und nach Amsterdam wird es auch ein bisschen schneller gehen. Die Zeitersparnis gegenüber der aktuellen Fahrtzeit würde enorme 40 Minuten betragen. Das ist den Verantwortlichen Milliarden wert – laut Planung derer zwei. Jüngere Erfahrungen mit deutschen Großbauprojekten lassen vermuten – rein spekulativ –, dass es dabei nicht bleiben dürfte, wenn die Strecke kommt.

Und sie soll schnell kommen – so schnell es hierzulande eben geht, wenn ein Großprojekt ansteht. Kommendes Jahr soll ein Dialogforum organisiert werden, um mit den Menschen in der Region zu sprechen. Die werden Bahn und Beauftragtem einiges zu sagen haben. Denn in den ländlichen Regionen, welche die Bahn möglichst schnell zu durchqueren gedenkt, ist man wenig begeistert von Enak Ferlemanns Traum. Sechs Bürgermeister haben in der „Nenndorfer Erklärung“ deutlich gemacht, dass sie von einer neuen Bahntrasse quer durch ihre Gemeinden herzlich wenig halten.

In Barsinghausen, Bückeburg, Lindhorst, Nienstädt, Porta Westfalica und Seelze fürchten sie, gänzlich undankbar für die Aussicht auf eine schöne neue Hochgeschwindigkeitstrasse entlang der A2, dass sie von der Trasse vor allem Lärm haben werden. Dafür müssen sie sich künftig weniger Zughalte merken. Die Region würde durch die Streichung der Zwischenhalte ihren Fernverkehrsanschluss an die große weite Welt (Hannover, Bielefeld) verlieren. Kein guter Deal für die Südwestniedersachsen und Nordostwestfalen.

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