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Neue Studie zu Genoss:innen der taz Überwältigende Resonanz

Der Kommunikationswissenschaftler Bernd Blöbaum hat unlängst die Genoss:innen der taz befragt. Jetzt muss er uns Fragen beantworten.

Wie denken Leser:innen und Genoss:innen über die taz? Kommunikationsforscher Bernd Blöbaum verschafft ihren Gedanken mit ausführlichen Befragungen Raum Sandra Weiler/taz

Interview JAN FEDDERSEN

taz: Bernd Blöbaum, du und dein Team seid unermüdlich: Die taz hat durch euch abermals eine „Blöbaum-Studie“ geliefert bekommen. Worum dreht sich diese?

Bernd Blöbaum: Im Frühjahr haben wir mit dem taz Genossen­schafts­team einen Fragebogen an die Genoss:innen, stillen Gesellschafter und Spender:innen entworfen, um zu ermitteln, welches soziale Profil die Geno-Mitglieder haben, was sie an die taz bindet, wie sie die digitale Transformation der taz sehen – und ob sie sich vorstellen können, der taz etwas zu vererben.

Wie war der Rücklauf und wie lange habt ihr an der Ermittlung der Aussagen aus dem Geno-Kreis gearbeitet?

Die Resonanz auf die Befragung war überwältigend. Wir haben die Menschen mit über 40 Fragekomplexen auf 15 gedruckten und knapp 30 digitalen Seiten traktiert – und über 30 Prozent haben verwertbar geantwortet. Allein die offenen Fragen, also zum Beispiel nach Gründen für die Geno-Mitgliedschaft, nach Lob, Kritik und Anregungen, füllen über 650 Seiten. Einige Details der Studie, die ab Mitte März für gut drei Wochen im Feld war, werten Johanna Klapproth und ich am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster derzeit noch aus.

Die wievielte Blöbaum-Studie ist es nun? Wann war die erste – und worum ging sie?

Die erste von mittlerweile rund einem Dutzend taz-Studien war 1993 und trug einen Titel, der heute noch passen würde: „Alles eine Frage des Lebensstils“. Wir haben geschaut, in welchem Milieu die taz gelesen wird. Das alternative taz-Milieu war geprägt durch starkes politisches und zivilgesellschaftliches Engagement und Abgrenzung zum Mainstream. Diese Merkmale sind bis heute kennzeichnend für das taz-Publikum. Die Nutzer:innen sind allerdings mit dem Medium älter geworden: 1993 waren zwei Drittel der Abonnenten zwischen 20 und 39 Jahre alt, als Durchschnittsalter der Genoss:innen haben wir in diesem Jahr 60 Jahre ermittelt.

Ist die taz nicht allmählich mal in jeder Hinsicht medienwissenschaftlich-empirisch durchleuchtet?

Die taz ist aus wissenschaftlicher Perspektive eines der spannendsten Medienprojekte der vergangenen Jahrzehnte. Dass sich die tageszeitung auf einem durch starken Wettbewerb gekennzeichneten Markt nicht nur etablieren, sondern ständig weiterentwickeln konnte, ist für mich ein herausragendes mediales Phänomen. Dass so viele Menschen die taz tragen und damit einen Beitrag zur Medienvielfalt leisten, ist ein sehr ermutigendes Beispiel für die publizistische Kultur hierzulande.

Was hast du in all den Jahren über die taz gelernt, wie hat sie sich entwickelt?

Die taz hat in ihrer Geschichte immer wieder Krisen durchgemacht, wirtschaftliche, kulturelle und journalistische. Dem Medienprojekt ist es dabei stets gelungen, kreativ und innovativ mit vielfältigen Herausforderungen umzugehen. Die Gründung der Genossenschaft war eine kluge Entscheidung, die redaktionelle Kultur lässt Freiräume, die journalistische Kompetenz zu fördern, das taz lab, der Neubau … das Projekt taz entwickelt sich ständig weiter. Wenn man bedenkt, wie viel Geld und Energie in manchen anderen Unternehmen versenkt wird, um voranzukommen, ist das, was die taz mit bescheidenen Mitteln schafft, schon sehr bemerkenswert.

Ist schon die nächste Blöbaum-Studie wenigstens gedanklich in Arbeit?

Wenn die taz Fragen hat, bei deren Beantwortung wir helfen können, werden wir gern wieder aktiv. Wir lernen dabei immer sehr viel. Im kommenden Semester vermittele ich etwas zur taz in einem Seminar: „Von der Zeitung zum Multi-Medium. Medienwandel am Beispiel der taz“.

Die Befragung entstand in Zusammenarbeit mit Johanna Klapproth (Institut für Kommunikationswissenschaft, Universität Münster).

Jan Feddersen ist Redakteur für besondere Aufgaben, Kurator des taz lab und der taz Talks.