Studie zu Ausbildungsplätzen: Betriebe machen es Migranten schwer
Rund 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben noch nie einen Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausgebildet, so eine Studie der Bertelsmann Stiftung.
BERLIN rtr | Jugendliche mit ausländischen Wurzeln haben es einer Studie zufolge bei den meisten Unternehmen besonders schwer, einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Rund 60 Prozent der Lehrbetriebe hätten noch nie einen Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausgebildet, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte //www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/januar/migrationshintergrund-erschwert-suche-nach-ausbildungsplatz/:Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Andererseits bildeten rund 70.000 der 450.000 Ausbildungsbetriebe, das sind rund 15 Prozent, einen oder mehrere Jugendliche aus Migrantenfamilien aus. Bildungsexperte Frank Frick forderte eine staatliche Ausbildungsgarantie. Damit erhielten alle Jugendliche in Deutschland bessere Perspektiven, argumentierte er.
Drei Viertel der Betriebe, die bislang keine jungen Menschen mit ausländischen Wurzeln ausbilden, begründeten dies mit mangelnden Bewerbungen. Auch Sprachbarrieren wurden genannt. Die Autoren der Studie, Ruth Enggruber und Josef Rützel, hielten dagegen, Befragungen hätten ergeben, dass gerade Jugendliche aus Migrantenfamilien sich bei besonders vielen Betrieben bewerben würden. Offensichtlich gebe es aufseiten etlicher Betriebe Vorbehalte, die diesen jungen Leuten die Suche nach einem Ausbildungsplatz erschwerten, teilte die Stiftung mit.
Die Studie ergab, dass auch rund 71 Prozent der Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, die einen mittleren Bildungsabschluss vorweisen könnten, keinen Ausbildungsplatz finden. „Mehr als ein Viertel der Jugendlichen hat heute ausländische Wurzeln. Ihnen den Zugang zur Ausbildung zu vereinfachen, ist wesentlich für gelingende Integration und Fachkräftesicherung“, unterstrich der Bildungsexperte der Bertelsmann Stiftung, Frick.
Leser*innenkommentare
Ron Jeremy
Der deutsche Personaler ist schuld an Ausgrenzung und wechselseitiger Radikalisierung.
Andererseits: Erhellender als die reinen Zahlen wären die Hintergründe. Warum wird weniger eingestellt? Wie sind die konkreten Erfahrungen? Dass da nur Rassisten am Werk sind scheint mir unwahrscheinlich.
Andreas_2020
Eine Gesellschaft die jungen Menschen keine Chancen mehr bietet, ist zum Scheitern verurteilt. Vielleicht fällt das momentan nicht so auf, weil die gescheiterten Bewerber einen Migrationshintergrund haben, aber insgesamt ist das ein Riesenproblem. In Hamburg finden weniger als 40 Prozent der Schulabgänger einen Ausbildungsplatz. Und da sind noch solche Stellen dabei wie Fleischerfachverkäufer/in oder Bäckerfachverfkäufer/in - Ausbildungen, die oft ins Nichts führen. Die Politik ignoriert diese Probleme - seit gut 20 Jahren. Am liebsten würde man die Migranten an sich problematisieren, aber genug Deutsche gehen auch leer aus.
Malcon Gandie
Das nenne ich "institutionell verdeckten Rassismus"! Wieder taz-Zensur?!