Palästinas Präsident und Antisemitismus: Abbas entschuldigt sich
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat sich für seine antisemitische Bemerkung zum Holocaust entschuldigt. Die israelische Regierung nimmt ihm die Reue nicht ab.
JERUSALEM rtr | Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hat um Entschuldigung für seine umstrittenen Bemerkungen zum Holocaust gebeten. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung seines Büros verurteilte er Antisemitismus und nannte den Holocaust „das abscheulichste Verbrechen der Geschichte“. Er entschuldige sich insbesondere „bei Menschen jüdischen Glaubens,“ falls sie sich durch seine Erklärung am Montag vor dem Palästinensischen Nationalrat beleidigt fühlten.
Er wolle erneut seinen „vollen Respekt für den jüdischen Glauben wie auch allen anderen monotheistischen Religionen“ bekunden. Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman lehnte die Entschuldigung ab und nannte Abbas einen „miesen Holocaust-Leugner“.
Abbas hatte in einer Rede erklärt, Ursache des Hasses auf Juden in Europa über die Jahrhunderte sei nicht ihre Religion, sondern ihre Rolle im Finanzwesen – wegen „Wucher und Banken“. Die Aussagen waren in Israel und zahlreichen anderen Staaten – darunter auch Deutschland – auf Empörung und scharfe Kritik gestoßen.
Lieberman schrieb auf Twitter, Abbas habe in seiner Doktorarbeit den Holocaust geleugnet und auch später ein Buch veröffentlicht, in dem er das getan habe. „So sollte er auch behandelt werden. Seine Entschuldigungen werden nicht angenommen.“
Leser*innenkommentare
Philippe Ressing
Entweder Abbas ist senil und dann gehört er aufs Altenteil geschoben. Oder er bedient mit Absicht das antisemitische Ressentiment des 'raffenden Juden' der selber Schuld an seiner Vernichutng gewesen sei - ein Proteststurm innerhalb der PLO war ja danach nicht zuvernehmen. Mit dem 'Holocaust' tat sich - höflich gesagt - schon Arafat schwer. Ich erinnere mich an ein Spiegel-Interview vor vielen Jahren, wo er dazu ausweichend antwortete. Allerdings sollte bei aller Kritik am nahöstliche Antisemitismus nicht vergessen werden, dass dieses Stereotyp vom 'raffenden Juden' auch im ach so aufgeklärten Europa weit verbreitet ist.
88181 (Profil gelöscht)
Gast
Oh, er entschuldigt sich.
Na dann ist ja alles in Ordnung. Es war ihm wohl nicht ganz klar, was ihm da rausgerutscht war.
christine rölke-sommer
macht die taz seit neuestem propaganda für Lieberman?
Nicky Arnstein
@christine rölke-sommer Zu Abbas' antisemitischen Äußerungen, die bei ihm schon Tradition haben, sagen Sie nicht? Schade. Mir wird immer vorgeworfen, ich würde die israelische Politik nicht kritisieren und das bedeute, ich würde die israelische Politik gutheißen. Heißen Sie den Antisemiten Abbas gut? Da Sie sich prinzipiell nicht kritisch gegenüber palästinensischen Politikern und Organisationen äußern, scheinen Sie alles gutzuheißen.
849 (Profil gelöscht)
Gast
Der Rassist Liebermann muss es ja wissen. Das einzig Vernünftige, das ich je von ihm gelesen habe, ist seine Einschätzung des MP Netanyahu, aber nur wenn das Zitat echt ist :-): "He is a liar, a fraud and a crook. Those are the words I can say about our prime minister. He brazenly defrauds the people of Israel."
Sven Günther
@849 (Profil gelöscht) Das ging noch etwas weiter: "Netanyahu isn’t left or right. He has no ideology. He is the ultimate Mr Zigzag. He may be the world champion of zigzaggers."
849 (Profil gelöscht)
Gast
@Sven Günther Vielleicht hat er noch einen Job für Zickzack Gabriel.
Sven Günther
@849 (Profil gelöscht) Da wird die Türkei schon was finden...
Nicky Arnstein
Ich mag Lieberman zwar nicht, aber stimme in seiner Haltung Abbas gegenüber überein. Abbas hat in seiner unsäglichen Doktorarbeit behauptet, es hätte eine Kollaboration zwischen Nazis und Zionisten gegeben. Der Mann, der in seiner Doktorarbeit zionistischen Unruhen die Schuld für den Holocaust gab und der die Anzahl der jüdischen Opfer bestritt, gab eine ganze Reihe von Unwahrheiten von sich, die selbst dem gleichgültigsten Beobachter der Ereignisse des 20. Jahrhunderts klar als solche Unwahrheiten ersichtlich sind. Er bediente sich eingehend eines Narrativs, das keinerlei jüdische Verbindung zu Palästina duldet – keine biblische Geschichte, keine Tempel, keine historische Hoheit. Er löschte die jüdische Nation aus ihrer eigenen Vergangenheit.