Meduza-Auswahl 16. – 22. Mai: Vom Theater vors Militärgericht

In Russland sitzen zwei Künstlerinnen in Untersuchungshaft. Nun beginnt der Prozess. Texte aus dem Exil.

Swetlana Petritschuk (links) und Schenja Berkowitsch in einer Zelle im Gerichtssaal im Juni 2023

Swetlana Petritschuk (links) und Schenja Berkowitsch in einer Zelle im Gerichtssaal im Juni 2023 Foto: Tass/imago

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 16. bis zum 22. Mai 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Prozess gegen Regisseurin und Dramatikerin beginnt

Der Prozess gegen die Filmregisseurin Schenja Berkowitsch und die Dramatikerin Swetlana Petritschuk hat diese Woche vor einem Militärgericht in Moskau begonnen. Ihnen wird „Rechtfertigung und Propaganda des Terrorismus“ in ihrem Stück „Finist Clear Falcon“ vorgeworfen. 2022 wurde das Therterstück mit der Goldenen Maske ausgezeichnet, ein alljährlich in Moskau verliehener nationaler Theaterpreis.

Vor etwa einem Jahr, am 5. Mai 2023, entschied dann ein russisches Gericht: Die Regisseurin und die Dramatikerin müssen in Untersuchungshaft. Der Fall wurde an das Militärgericht weitergeleitet, das für Terrorismusfälle zuständig ist. Meduza veröffentlicht einen Bericht über den Auftakt des Prozesses des unabhängigen Mediums Bereg, in voller Länge (russischer Text).

12 Jahre nach dem „Marsch der Millionen“

Vor zwölf Jahren, am 6. Mai 2012, gingen in Moskau Zehntausende Demonstranten beim „Marsch der Millionen“ auf die Straße. Die Demonstration erreichte ihren Höhepunkt, als es auf dem Bolotnaja-Platz zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Bereitschaftspolizei kam. Fast 400 Menschen wurden festgenommen. Auslöser dieser Proteste waren die gefälschten Parlamentswahlen in Russland im November 2011. Als dann im März 2012 Putin als Sieger der Wahlen erklärt wurde, eskalierten die Proteste.

Meduza hat seine Le­se­r*in­nen gefragt: Wie erinnert ihr euch an die Proteste auf dem Bolotnaja-Platz? (englischer Text)

Eine Befragte, Maria, muss etwa daran denken, wie der im Februar verstorbene Oppositionspolitiker Alexei Nawalny neben ihr vorbeilief, wie sie auf die Bühne gingen und anschließend von der Polizei festgenommen wurden. Auch der Oppositionspolitiker Boris Nemzow, der 2015 ermordet wurde, schaffte es damals, eine kurze Rede zu halten, bevor er ebenfalls festgenommen wurde.

Ein anderer Leser, Danil, war damals 17 Jahre alt. „2012 dachte ich – naiverweise –, dass wir bereits gewonnen hätten und dass die moralische Überlegenheit des friedlichen Protests ausreichen würde, um Veränderungen zu bewirken. Wenn ich heute zurückblicke, bedaure ich, dass ich nicht radikal genug war“, sagt er.

Korruption in Russlands Autokratie

In einer neuen Podcastfolge von The Naked Pravda lädt Meduza David Szakonyi, Politikwissenschaftler und Professor an der George Washington University, ein, um über seine Untersuchungen zu korrupten Politikern in Russland zu sprechen (englischer Text). Jüngst hatte die russische Polizei mindestens zwei hochrangige Beamte des Verteidigungsministeriums wegen Bestechung in großem Stil hochgenommen.

Wie geht Präsident Wladimir Putin mit Korruption in Kriegszeiten um? Wie korrupt ist das russische Militär? Wie vereinnahmt der Kreml korrupte Beamte für sich – und heißt sie sogar in der Politik willkommen?

Tausende von russischen Kämpfern stürmen nach Libyen

Nach Angaben der unabhängigen Nachrichtenagentur Verstka und des Projekts All Eyes on Wagner hat Russland seine militärische Präsenz in Libyen in den letzten Monaten verstärkt. Seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 befindet sich Libyen im Bürgerkrieg. Internationale Akteure beschuldigen Russland, sich seit langem in den Konflikt einzumischen. Nun scheint der Kreml mehr militärische Ausrüstung nach Libyen und in die umliegende Region zu liefern – und reguläre Soldaten, die als Söldner getarnt sind, zusammen mit Rekruten der Wagner-Gruppe nach Afrika zu entsenden.

Eine Quelle in der libyschen Sicherheitsbehörde berichtete, dass allein in den letzten zwei Wochen mindestens 1.800 russische Militärangehörige im Land eingetroffen sind. Einige wurden in die Republik Niger entsandt, während andere in Libyen bleiben und auf weitere Befehle warten.

Darüber berichtet Meduza (englischer Text) und veröffentlicht eine Karte mit den Orten russischer Präsenz in Nordafrika. Jalel Harchaoui, Libyen-Experte der Denkfabrik Royal United Services Institute (RUSI), weist im Text darauf hin, dass jüngst etwa das russischsprachige Personal auf dem Militärstützpunkt Brak al-Shati in Libyen um etwa 25 Prozent angestiegen ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.