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Personenführung #184: Mamun Der Gute-Laune-Spreader

Der Sonnenschein der taz Kantine kennt alle Gäste mit Namen und weiß, welche Vorlieben sie haben.

Von SIMONE SCHMOLLACK

taz Info, 06.09.22 | Manchmal beginnen Tage einfach beschissen: Man hat schlecht geschlafen, fegt die Müslischale vom Küchentisch, regnet auf dem Weg zur Arbeit auf dem Rad ein. Aber dann kommt man in der taz an, betritt die Kantine – und der Milchkaffee steht auf dem Tresen.

„Für dich“, sagt Mamun. Er sieht, wer morgens ins Haus kommt, und bereitet für manche im Handumdrehen ihren Lieblingskaffee zu. Der Tag hellt sich auf. Schlagartig. Das hat mit Mamun zu tun. Mamun, das kann man komplett kitschfrei sagen, ist die Sonne der taz-Kantine.

Mamun hat immer gute Laune. Damit verwöhnt er nicht nur taz-Kolleg:innen, damit verzaubert er auch die Gäste der taz-Kantine. Manche aus den umliegenden Unternehmen kommen, nun ja, auch des Essens wegen, aber insbesondere wegen Mamun. Und Mamun kennt sie alle mit Namen, er weiß, wo sie arbeiten und was sie am liebsten essen.

Einmal draufgeschaut, schon gemerkt

Eine Mitarbeiterin des Jüdischen Museums um die Ecke ist Veganerin, Mamun stellt ihr den Teller hin, da hat sie sich gerade erst hingesetzt. Auch manche taz-Kolleg:innen müssen nur wortlos ihre taz-Karte hinlegen, Mamun tippt in sein Digitalgerät, und Minuten später ist das Essen da.

Ein Kollege aus dem 3. Stock nimmt immer das Fleischgericht, ein anderer Salat und Suppe. Eine Kollegin aus dem 4. Stock reagiert allergisch auf Chili, Mamun ruft ihr zu, sobald sie um die Kantinenecke biegt: „Vergiss vegetarisch heute, ist mit Chili.“

Woher nimmt Mamun nur diese ansteckende Fröhlichkeit? „Ich weiß es nicht“, sagt er bescheiden: „Ich bin so.“ Wie kann er sich nur all die Gesichter, Namen, Essensvorlieben merken? „Weiß ich auch nicht.“ Er lacht: „Ich weiß auch, welche Kartennummer jeder in der taz hat.“ Einmal draufgeschaut, schon gemerkt.

Lockdown über sieben Monate

taz-Mitarbeiter:innen haben Karten, unter anderem für die Kantine. An den Karten erkennen die Kolleg:innen, die dort arbeiten, wer zur taz gehört und deshalb vergünstigt essen kann. Die taz ist groß, mit vielen Prak­ti­kan­t:in­nen und Kolleg:innen, die nur kurze Zeit hier sind. Wer soll sich das alles merken? Kann niemand – bis auf Mamun.

Mamun, der eigentlich Abdullah-al-Mamun heißt und 1986 in Brahmanbaria im Südosten von Bangladesch geboren wurde, kam 2009 nach Deutschland. Er heiratete, arbeitete in einem indischen Restaurant, wurde Mitglied in einem Cricketclub – und kam 2016 zur taz.

Als er im Februar 2021 in seine Heimat fuhr, für einen kurzen Urlaub bei der Familie, dauerte es wegen des Lockdowns dort sieben Monate, bis er zurück in Berlin war. Die taz vermisste ihn schmerzhaft. Aber er ist ja wieder da. Und mit ihm die gute Laune.