Meteorologe über Starkregen: „Es kann jede Region treffen“

Der Klimawandel bringt ein erhöhtes Risiko von Starkregen mit sich. Meteorologe Frank Kaspar über die Gefahr von Überschwemmungen.

Einsatzkräfte der Feuerwehr fahren mit einem Schlauchboot zu den Autos in einer überschwemmten Unterführung.

Noch nicht lang her, da hat es Nürnberg erwischt: Unterführung nach Starkregen am 17. August 2023 Foto: dpa/News5 | Oßwald

taz: Herr Kaspar, seit wann ist Starkregen ein Problem?

Frank Kaspar: Generell ist Starkregen auch in der Vergangenheit aufgetreten. Seit 1881 wird das Wetter in Deutschland systematisch beobachtet. Um Starkregenereignisse zu erfassen, die oft kleinräumig sind, sind wir aber auf unser Radarnetzwerk angewiesen und das beobachtet flächendeckend erst seit 2001. Da sehen wir eine Tendenz zur Zunahme.

Wo ist es am schlimmsten?

Die Radardaten zeigen, dass überall in Deutschland damit gerechnet werden muss. Das daraus resultierende Risiko wird durch lokale Faktoren beeinflusst, insbesondere, wie gut das Wasser abfließen kann.

Welche Rolle spielt die ­Klimakrise?

Um das klar zuzuordnen, ist der Zeitraum aus den Radardaten etwas kurz. Was aber eindeutig dokumentiert ist: Die Temperaturen steigen weltweit und auch bei uns. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf aufnehmen. Aus theoretischer Überlegung ist also klar, dass mit einem fortschreitenden Klimawandel ein erhöhtes Risiko von Starkregenereignissen einhergeht.

Leiter der Hydrometeo­rologie beim Deutschen Wetterdienst, spricht auf dem Extremwetterkongress über Starkregen.

Wie sicher lässt sich so was eigentlich vorhersagen?

Relativ sicher sind wir bei großräumigen Ereignissen wenige Tage zuvor. Aber wenn der Regen schnell, heftig, überraschend kommt, kann es Todesfälle geben. Bei einem Ereignis wie beispielsweise im Ahrtal liegen die Auswirkungen über dem Erfahrungshorizont. Dann reagiert man möglicherweise falsch. Vor kleinräumigen Ereignissen kann präzise gewarnt werden, allerdings oft nur mit kurzen Vorlauf.

Ist Starkregen eigentlich auch nutzbar?

Um Grundwasserspeicher zu füllen, sind Starkregenereignisse in der Regel nicht ausreichend. Für landwirtschaftliche Zwecke wären auch großräumige Lösungen erforderlich. Es gibt aber beispielsweise das Konzept der Schwammstadt. Da wird so gebaut, dass das Wasser erst mal zurückgehalten wird, dadurch die Möglichkeit zum Versickern besteht und das Risiko für gravierende Überschwemmungen reduziert wird.

Hamburg, 27.–29. 9., Programm und Tickets auf extremwetterkongress.org

Kann das Problem auf nationaler Ebene gelöst werden?

Schutzmaßnahmen vor den Auswirkungen durch bauliche Maßnahmen sind kleinräumige Aufgaben unterhalb der nationalen Ebene. Aber wenn es darum geht, die Risiken durch den Klimawandel zu reduzieren, ist dies etwas, was die internationale Gemeinschaft nur gemeinsam lösen kann.

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