Keystone-XL-Pipeline: Repräsentantenhaus wird schmierig
Die Wahlkampfhilfe der Industrie wirkt: Das Repräsentantenhaus hat für die Pipeline Keystone XL gestimmt. Nur Obama bremst.
NEW YORK taz | Eine „kriegerische Handlung“ nennt Cyril Scott, Präsident des Indianerstammes der Rosebud Sioux, die Entscheidung des Repräsentantenhauses. Das hat am Freitag erneut für die umstrittene Ölpipeline Keystone XL gestimmt, die schweres Rohöl aus den Teersanden in der kanadischen Provinz Alberta quer durch sechs US-Bundesstaaten bis in die texanischen Raffinerien und Verladehäfen am Golf von Mexiko transportieren soll. „Das ist ein Todesurteil für uns und für unsere Kinder“, sagt Präsident Cyril Scott aus dem auf der Route gelegenen South Dakota.
252 Abgeordnete des Repräsentantenhauses – darunter auch 31 DemokratInnen – haben für die sofortige Genehmigung der Pipeline gestimmt, 161 Abgeordnete dagegen. Am Dienstag will die zweite Kammer des US-Kongresses nachziehen. Auch im Senat wollen nicht nur sämtliche RepublikanerInnen, sondern auch mehrere DemokratInnen für die Pipeline stimmen. Damit wollen sie ihre Parteifreundin Mary Landrieu unterstützen, die am 6. Dezember in dem Ölstaat Louisiana in eine nur schwer gewinnbare Stichwahl gegen einen ebenfalls ölfreundlichen Republikaner geht. So ist es möglich, dass die Pipeline auch im Senat eine Mehrheit bekommt.
Doch die Entscheidung über das noch nicht genehmigte nördliche Teilstück der Pipeline, das die Grenze zu Kanada überquert, liegt bei Präsident Barack Obama. Am Freitag ließ Obama durchblicken, dass er vorerst nicht an eine Unterzeichnung denkt.
Zum einen will Obama abwarten, bis ein Gericht in Nebraska ein Urteil über die Route der Pipeline gefällt hat. Zum anderen widerspricht er einem der Hauptargumente der Ölbranche für die Pipeline: niedrigere Benzinpreise in den USA. „Die Pipeline“, sagte Obama, „verschafft Kanada die Möglichkeit, sein Öl durch unser Land an den Golf zu pumpen, von wo aus es weiterverkauft werden wird. Das hat keine Auswirkungen auf die Benzinpreise in den USA.“
Größte Umweltkampagne der letzten Jahrzehnte
Seit das kanadische Unternehmen TransCanada die Baugenehmigung für seine Pipeline im Jahr 2008 beantragt hat, ist die Keystone XL ins Zentrum der US-Umweltdebatte gerückt. NaturschützerInnen haben mit Demonstrationen, Blockaden und Klagen vor Gericht die größte Umweltkampagne der letzten Jahrzehnte organisiert.
Die Ölkonzerne haben im Kampf um die Keystone XL zuletzt Hunderte Millionen Dollar in den teuersten Midterm-Wahlkampf der US-Geschichte gesteckt. Diese Investitionen haben sich gelohnt. Auch in Louisiana: Ganz egal, wie die Stichwahl in Louisiana ausgeht, wird dort im Dezember auf jeden Fall einE PolitikerIn gewinnen, der oder die für Bohrplattformen und Raffinerien und für den Bau der Keystone XL eintritt.
Leser*innenkommentare
Markus Müller
Wie ein "Plusminus"-Beitrag letzte Woche zeigte,werden Elektroautos von der deutschen Industrie ganz raffiniert hintertrieben.Die Macht der Ölindustrie ist unvergleichlich.
andyconstr
Die USA wie immer Vorreiter, diesmal aber dabei wie man sein Land ruiniert.
1714 (Profil gelöscht)
Gast
Und solche Methoden werden qua TTIP nach Europa exportiert. Wer den naiven Glauben noch hatte, irgendwelche Regierungen oder Parlamente hätten irgendwo das Sagen, der muss nun erkennen was sich überdeutlich abzeichnet: demokratische Wahlen sind nur noch was für Dumme und vollkommen nutzlos. Die Konzerne bestimmen die Abläufe und die Politiker werden kurzerhand gekauft. Daraus machen die Konzerne nicht einmal mehr ein Geheimnis. Überall ist es so: in den USA, in Deutschland, Frankreich Großbritannien und sonstwo. Ich kann nicht verstehen, wie die Bevölkerungen das so ruhig hinnehmen! Wut ist ein schlechter Ratgeber, aber ich kann mir nicht helfen, ich koche...