Europa, die USA und der Krieg: Ja zur Atombombe

Wenn Trump wieder US-Präsident wird, könnte er Nato-Partner hängen lassen. Europa muss deshalb eigene Außenpolitik betreiben.

Trump vor der Presse.

Seine Wahlkampfreden sind der Grund für Unruhe unter den europäischen Nato-Staaten, Donald Trump nach einem Gerichtstermin am 15. Februar Foto: Mary Altaffer/ap

Niemand wünscht sich Atomwaffen. Es wäre schöner, in einer Welt zu leben, in der es keine nukleare Bedrohung gibt. Aber leider sind Atombomben überreichlich vorhanden – und zum Teil auf Europa gerichtet. Im Ukraine-Krieg hat der russische Präsident Putin zeitweise täglich gedroht, seine Atombomben einzusetzen.

Das musste man nicht ernst nehmen, so lange klar war, dass die USA hinter ihren Nato-Partnern stehen. Aber diese Sicherheit gibt es nicht mehr, seit der republikanische Ex-Präsident Trump bei einem Wahlkampfauftritt Russland eingeladen hat, alle Nato-Länder anzugreifen, die nicht 2 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in die Verteidigung stecken.

Es ist kein Trost, dass Trump Ähnliches schon in seiner Zeit als US-Präsident gesagt hat. Seither hat sich die Welt dramatisch verändert. Russland hat die Ukraine angegriffen – und die westliche Hilfe für Kyjiw stockt, weil die Republikaner monatelang im US-Kongress blockiert haben. Das gibt einen Vorgeschmack auf den Worst Case. Europa muss sich auf Vereinigte Staaten einstellen, die innenpolitisch so gelähmt sind, dass das Land außenpolitisch nicht mehr rational agieren kann. Für die USA müsste es eigentlich ein zentrales Anliegen sein, dass Putin in der Ukraine erfolglos ist – damit sich der chinesische Diktator Xi Jin Ping nicht ermutigt fühlt, Taiwan anzugreifen. Aber kurzsichtige Wahlkampfinteressen von Trump dominieren.

Wenn Europa die USA nicht mehr an seiner Seite hat, ist es maximal erpressbar – eben weil es kaum Atomwaffen besitzt. Das könnte Putin sofort ausnutzen. Also muss Europa nun darüber nachdenken, wie es zu einer atomaren Streitmacht wird.

Atomwaffen sind paradoxe Waffen. Man hat sie, damit es nicht zu einem Atomkrieg kommt. Sie dienen der Abschreckung und werden daher auch „politische Waffen“ genannt. Leider sind die Zeiten vorbei, in denen sich Europa auf die US-Politik verlassen konnte. Es muss jetzt selbst Außenpolitik betreiben. Und dazu gehören Atomwaffen, wenn man es mit einer feindlichen Nuklearmacht wie Russland zu tun hat. So bedauerlich das ist.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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