Die Grünen und die CDU: Atmosphärische Verstimmungen

Bei Annegret Kramp-Karrenbauers Karnevalskalauern vergeht den Grünen derzeit das Lachen. Ist die frische Liebe schon wieder Geschichte?

AKK fasst sich an den Kopf

Schärft mit ihren Karnevalswitzen das konservative Profil der CDU: Annegret Kramp-Karrenbauer Foto: dpa

BERLIN taz | Die Chemie stimmt zwischen CDU und Grünen. Zumindest zwischen den beiden Spitzenfrauen, Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) und Katrin Göring-Eckardt (KGE), die sich jüngst in einem Interview mit der Bild am Sonntag ihrer gegenseitigen Sympathie versicherten und durchblicken ließen, dass da mehr geht als die Koalitionen auf Landesebene. Umfragen zufolge wäre eine solche Zweierkombi derzeit möglich.

Doch AKKs Karnevalskalauer kommen bei der potenziellen Koalitionspartnerin nicht sonderlich gut an. Ein Witz kann auch mal danebengehen, meint die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock zur taz. „Es wäre ja für Annegret Kramp-Karrenbauer ein Leichtes gewesen, zu sagen: Sorry, ich wollte niemanden verletzen.“

Am 8. März veröffentlichen wir auf taz.de nur Beiträge von Frauen* und nicht-binären Menschen, und auch nur diese kommen darin vor: als Expert*innen, als Protagonist*innen, auf den Fotos. Trotzdem beschäftigen wir uns nicht primär mit dem, was im allgemeinen Sprachgebrauch gern als „Frauenthemen“ bezeichnet wird – sondern mit dem Tagesgeschehen.

Dass AKK sich nicht nur nicht entschuldigt, sondern sogar noch einen draufgesetzt hat, empört Baerbock nun. „Spott über Minderheiten ist ziemlich billig und jetzt alle für verkrampft zu erklären, die solche Witze nicht witzig finden, auch“, meint sie und warnt: „In Zeiten, in denen sich in Europa die Verachtung von Minderheiten Bahn bricht und mit der zunehmenden Beschränkung von Rechten einhergeht, sind politische Sensibilität und Klarheit nötig.“

In der Grünen-Partei beobachten sie die Versuche der neuen CDU-Vorsitzenden, das konservative Profil zu schärfen, eher mit Unbehagen. Das Werkstattgespräch über die Migrationspolitik, die Forderungen nach Einreisesperren für straffällige Asylbewerber in den Schengen-Raum, ihr Herum­eiern beim Kohleausstieg – und nun dieser etwas plumpe Annäherungsversuch an all jene, die Gender für gaga halten. Grüne Kernthemen allesamt.

Selbst Göring-Eckardt, die im Bild-Interview noch über Kramp-Karrenbauer sagte: „Ich schätze ihren Humor“, verging das Lachen. „Ich mag es wirklich derb an KarnevalFaschingFasnet… Aber nicht gegen die Schwachen, die Minderheiten, die eh schon Außenseiter sind“, twitterte sie an die Adresse ihrer Duzkollegin.

Ist die Atmosphäre zwischen CDU und Grünen nun nachhaltig gestört? Zumindest ist sie nicht besser geworden. Und das liegt nicht nur an Toilettenwitzen. „Es ist irritierend, wie die Union Kurs und Sprache derzeit verschärft, sei es in Fragen der Ökologie, der Gesellschaftspolitik, oder sei es die Abkehr von einer proeuropäischen Flüchtlingspolitik“, so Annalena Baer­bock zur taz.

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