Nachruf auf entführte Shani Louk: Sie liebte das Leben

Lange hatte die Familie gehofft, dass Shani Louk den Terror der Hamas überleben würde. Doch nun steht fest: Die 22-jährige Deutsch-Israelin ist tot.

Portrait von Shani Louk

Vor allem jedoch liebte sie Musik: Shani Louk hat den Hamas-Terror nicht überlebt Foto: Instagram

BERLIN taz | Sie liebte das Leben und zahlte dafür mit dem Tod. Seit Sonntag, gut drei Wochen nach dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel, hat die Familie von Shani Nicole Louk Gewissheit: Ihre Tochter ist tot. Das teilte die israelische Rettungseinheit „Zaka“ der Familie mit. Sie hätten sie anhand der DNA auf einem Schädelfragment identifizieren können. Sie wurde 22 Jahre alt.

Damit ist Shani Louk einer von mehr als 1.400 Menschen in Israel, die die islamistische Terrororganisation seit dem 7. Oktober ermordet hat. Über 200 wurden verschleppt. Als schwerbewaffnete Hamas-Kämpfer den Grenzzaun zu Israel durchbrachen und auch mit Gleitschirmen in den umliegenden Kibbuzim landeten, feierte Shani Louk auf dem Musikfestival Supernova mit ihrem mexikanischen Freund. Ein Festival, das in den frühen Morgenstunden gerade seinen Höhepunkt erreicht hatte. Ein Video zeigt den letzten Track, ehe um halb sieben die Musik abrupt endet: Shani Louk beim Tanzen und Mitsingen.

Es waren aber die Szenen danach, die um die Welt gingen. Etwa die einer jungen Frau mit Dreadlocks und Tattoos, die halbnackt auf einem Pick-up-Truck als Trophäe durch Gaza paradiert wird. Es ist nicht klar zu erkennen, ob die Frau – das Gesicht zu Boden, die Beine verdreht – zum Zeitpunkt der Aufnahme noch gelebt hat. Um sie herum schreien Männer „Allahu akbar“, ein Mann zerrt an ihren Haaren, ein Junge spuckt auf ihren bewegungslosen Körper. Shanis Mutter hatte ihre Tochter sofort erkannt.

Shani Louk studierte Grafikdesign und arbeitete als selbstständige Tattookünstlerin in Tel Aviv. Die junge Frau mit Piercings und blonden Strähnen war auch Influencerin: Auf Instagram hatte sie rund 12.000 Follower. Vor allem jedoch liebte sie Musik: Ein Foto zeigt sie vor der Kulisse der Schweizer Alpen beim Shankra-Festival, in Videos tanzt sie auf Raves. Ihre Mutter beschrieb sie in einem Interview als eine „lebensfrohe“ Person, die gerne reiste.

„Wenigstens hat sie nicht gelitten“

Shani Louk besaß neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihre Großeltern wohnen im baden-württembergischen Ravensburg, wo sie mehrfach zu Besuch war. Ihre Mutter konvertierte zum Judentum und wanderte in den 1990er Jahren nach Israel aus, wo sie ihren israelischen Mann kennenlernte. Sie bekamen vier Kinder. Die Eltern wohnen rund 80 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Shani Louk war mit Deutschland eng verbunden, obwohl sie dort nie lebte. Sie lernte Deutsch am Goethe-Institut in Freiburg und Weimar.

Die Leiche von Shani Louk ist vermutlich noch in Gaza, ihr Freund wird noch vermisst. Dass ihre Tochter offenbar schon länger tot ist, erleichtert ihre Mutter Ricarda. Dem Sender RTL/ntv sagte sie nun: „Wenigstens hat sie nicht gelitten.“

Hinweis: In einer früheren Version hieß es, am 7. Oktober habe die Hamas „mehr als 1.500 Menschen“ ermordet. Richtig ist, dass es mehr als 1.400 waren. Wir haben die Stelle korrigiert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.