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Ich finde es schade, dass man heute nicht mehr die Bedeutung des Wortes "kapern" kennt. Die Aktivisten wollten die Plattform nicht "stehlen", sondern nur besetzen - also "entern".
Das wäre mal 'ne Möglichkeit von Putin's Gasableser aus Hannover bei diesem Quartalsirren an internationale Regeln zu halten.
Im umgekehrten Fall würde man, da bin ich sicher, im Kreml jaut aufjaulen und die Ungerechtigkeit der Anderen beklagen
@ANDREAS
Immer und immer wieder dieser bescheuerte Begriff von wegen "Gewalt gegen Sachen".
Gegen Menschen und Tiere, das verstehe ich ja noch, aber was macht eine Sache, wenn ich Gewalt gegen sie anwende ?
Schreit sie auf, krümmt sie sich am Boden, oder was tut sie ?
Gibt's einen europäischen "Sachengerichtshof"? So en Blödsinn ! Sachen kann man keine Gewalt antun !!!
Diese Sicht der Dinge ist genauso absurd wie eine bevorstehende Anklage wegen Piraterie. Die Kaperung einer Bohrinsel - der Autor benutzt selbst dieses Wort - ist natürlich Gewalt. Auch im Fall von Greenpeace gilt: das Demonstrationsrecht hat auch seine Grenzen, und die werden eindeutig erreicht, wenn Gewalt gegen Sachen und Menschen erfolgt. Höchste Zeit, daß diese Selbstverständlichkeiten auch von selbsternannten Tugendwächtern und Rettern der Menschheit akzeptiert werden.
Eine Bohrinsel zu Entern ist nach wie vor nicht legal, egal wie berechtigt oder "edel" das Interesse dahinter auch sein mag.
Des Weiteren muss doch wohl jedem klar sein, dass gerade Russland deutlich härter reagieren wird als es z.B. Deutschland oder Spanien täten.
Die Aktivisten haben das mit Sicherheit gewusst, so naiv kann man ja gar nicht sein.
Sie sind jetzt nur überrascht, dass es mal Jemand wagt durchzugreien, sie haben sich wohl für unantastbar gehalten.
Das ist viel Risiko für spendenträchtige Schlagzeilen (was doch wohl eher das Ziel war), daher hält sich mein Mitleid in sehr überschaubaren Grenzen.
"Eine Bohrinsel zu Entern...."
Wissen sie, was entern bedeutet ?
Entern ist ein Schiff unter seine totale Kontrolle bringen.
Beim Beklettern von Außenwänden zur Anbringung von Transparenten kann wohl davon nicht die Rede sein.
Ansonsten hätte Greenpeace schon einige Atomkraftwerke "geentert", und glatt vergessen, sie abzuschalten.
Eine Studie zu Einstellungen bei der Polizei legt jetzt den Abschlussbericht vor. Studienleiterin Anja Schiemann über überraschend positive Befunde – und einige Problembereiche.
Kommentar Russland gegen Greenpeace: Paranoia im Kreml
Die absurde Reaktion ist mehr als bloße Härte gegen Umweltschützer. Putin glaubt, seine Claims in der Arktis abstecken zu müssen.
Hände hoch! Greenpeace im Visier der russischen Polizei. Bild: AP/greenpeace
Es ist wieder ein drakonisches Strafmaß, mit dem Russlands Justiz vermeintliche Delinquenten droht: Diesmal sind es die Greenpeace-Aktivisten, die in der vergangenen Woche mit dem Versuch scheiterten, Gazproms Bohrinsel Priraslomnaja in der Barentssee zu kapern. Auf bis zu 15 Jahren Haft hätten sich die Inhaftierten einzustellen, teilte die Moskauer Ermittlungsbehörde mit. Greenpeace hat aber weder staatliche Hoheitsrechte verletzt, noch Gewalt angewendet und erst recht nichts gestohlen.
Dass russische Gerichte fast ausnahmslos der Ermittlungsbehörde und den politischen Anordnungen von höchster Stelle Folge leisten, ist in Putins Justizwesen kein Geheimnis mehr. Der Chef des Präsidialamtes, Sergej Iwanow, hat die entsprechende Linie vorgegeben: Die Umweltaktivisten seien nur eine nördliche Variante der somalischen Piraterie.
Nein, Russland scheut sich nicht vor absurden Behauptungen. Differenzierungen sind nur erlaubt, wenn sie ausdrücklich den Interessen des Kreml dienen. Diese Absurdität hat Methode: Durch seine absurden Überzeichnungen stimmt Moskau die internationale Gemeinschaft darauf ein, russischem Verlangen nachzugeben.
Ein System, das meist auch Erfolg hat. Selbst wenn Übertreibungen später zurückgenommen werden, die Markierungen bleiben im kollektiven Gedächtnis der Weltöffentlichkeit haften. Im nächsten Schritt geriert sich der Kreml dann als vernunft- und gesprächsbegabter Verhandlungspartner.
Das politische System Russlands beruht auf Rohstoffausbeutung und der autoritäre Zentralismus ist direktes Ergebnis dieses extraktiven Mechanismus. Russland begehrt von der Region in der Barentssee dabei mehr, als es der rechtliche Rahmen einer Ausschliesslichen Wirtschaftszone (AWZ) vorsieht. Es reagiert auf die Gruppe von Umweltschützern nun, als habe es die staatlichen Hoheitsrechte im Stillen schon für sich erweitert.
Das Eindringen einer Nichtregierungsorganisation in dieses Hoheitsgebiet versetzt Moskau in Aufruhr. Der Kreml begreift sie als aggressive Vorhut westlicher Interessen. Wer eine Bohrinsel kapert, der schickt sich aber nicht nur an, die zentrale russische Lebensader zu kappen. Er muss es aufs System abgesehen haben. Das zumindest glaubt der paranoide Kreml.
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Kommentar von
Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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Klaus-Helge Donath