Verleumdungsprozess gegen Trump: 83 Millionen Dollar Strafgeld

Bereits im vergangenen Jahr wurde Trump wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung verurteilt. Nun gewinnt die Kolumnistin E. Jean Carroll erneut vor Gericht gegen ihn.

Eine Zeichnung von 3 Frauen, die im Gerichtssaal dicht beieinander sitzen

Gerichtszeichnung der Kolumnistin E. Jean Carroll am Freitag beim Prozess in New York Foto: Elizabeth Williams ap

NEW YORK AFP | Der frühere US-Präsident Donald Trump ist im Prozess wegen Verleumdung der Kolumnistin E. Jean Carroll zu einer Zahlung von 83,3 Millionen Dollar (76,7 Millionen Euro) verurteilt worden. Die Geschworenen in dem Zivilprozess in New York kamen am Freitag nach knapp dreistündigen Beratungen zu ihrer Entscheidung – und sprachen Carroll deutlich mehr zu, als die von der Autorin verlangten zehn Millionen Dollar Schadenersatz für verunglimpfende Äußerungen.

Trump bezeichnete das Urteil in seinem Onlinenetzwerk Truth Social als „absolut lächerlich“. Der 77-jährige Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur kündigte an, er werde in Berufung gehen.

Carroll feierte das Urteil als einen „großen Sieg für jede Frau, die aufsteht, wenn sie niedergestoßen wurde, und eine große Niederlage für jeden Tyrannen, der versucht hat, eine Frau am Boden zu halten“.

Trump wurde unter anderem zu 7,3 Millionen Dollar Schadenersatz und zu 65 Millionen Dollar sogenanntem Strafschadenersatz verurteilt. Die Geschworenen urteilten, dass Trump böswillig gehandelt habe, weil er Carroll über die Jahre immer wieder verunglimpft habe.

Carroll wirft Trump Vergewaltigung vor

In einem ersten Prozess war Trump im vergangenen Jahr wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung der Journalistin zu fünf Millionen Dollar Schadenersatz und Schmerzensgeld verurteilt worden. Carroll hatte Trump aber zwei Mal verklagt, weswegen es auch zwei Prozesse gab.

Die heute 80-Jährige wirft Trump vor, sie 1996 im New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman in einer Umkleidekabine vergewaltigt zu haben. Ihren Vorwurf machte die langjährige Kolumnistin des Magazins „Elle“ erstmals 2019 öffentlich, als Trump Präsident war. Der Republikaner bezichtigte Carroll daraufhin der Lüge und erklärte, sie sei nicht sein „Typ“.

Der 77-Jährige warf Carroll in den folgenden Jahren immer wieder vor, den sexuellen Angriff erfunden zu haben – so auch in einem live übertragenen CNN-Bürgergespräch vor Millionenpublikum kurz nach dem ersten Urteil vom Mai 2023. Dabei bezeichnete er Carroll als „Verrückte“. Die Autorin aktualisierte in der Folge ihre Klage und forderte einen noch höheren Schadenersatz.

Trump sieht sich als Opfer einer Hexenjagd

Trump hatte dem zweiten Verleumdungsprozess, der jetzt mit dem 83-Millionen-Dollar-Urteil endete, mehrfach beigewohnt. Der Ex-Präsident und aussichtsreiche Präsidentschaftsbewerber sagte am Donnerstag vor Gericht aus. Auch am Freitag war Trump anwesend, stürmte aber zwischenzeitlich aus dem Gerichtssaal.

Der Ex-Präsident macht seine Probleme mit der Justiz mit inzwischen vier Anklagen zum Wahlkampfthema und stellt sich als Opfer einer „Hexenjagd“ der Demokraten von Präsident Joe Biden dar, die nach seinen Worten seine Rückkehr in das Weiße Haus verhindern wollen. Auch nach dem Urteil am Freitag wiederholte Trump diesen Vorwurf.

Seine zahlreichen Justizprobleme haben Trump aber augenscheinlich politisch nicht geschadet: Der Rechtspopulist ist haushoher Favorit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner und hat die ersten beiden Vorwahlen in den Bundesstaaten Iowa und New Hampshire klar gewonnen. Das Vorwahlrennen ist inzwischen ein Duell zwischen Trump und der früheren UN-Botschafterin Nikki Haley, der aber so gut wie keine Chancen zugesprochen werden.

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